WELT


Wohltat für die Wale

Baku, den 25. Dezember (AZERTAG). "Kanarienvögel der Meere" nannten Walfänger die Belugas früher. Denn sie verfügen über ein enormes Repertoire an akustischen Signalen.

Der anschwellende Geräuschpegel zwingt viele Meerestiere, ihre Lebensweisen stark zu verändern: ihre Rufe, ihre Futtersuche, ihr Wanderverhalten. Wenn Schellfische und Dorsche vor dem Lärm der Luftpulser aus der Barentssee fliehen, gehen die Fangquoten tagelang drastisch zurück.

Besonders sorgen sich die Forscher aber um die großen Bartenwale. Diese kommunizieren über weite Entfernungen hinweg, und zwar in Frequenzen, die dem tiefsten C auf dem Klavier entsprechen. Ähnliche Frequenzen haben die Schiffsschrauben und Motoren. "An den meisten Tagen", sagt der Bioakustiker Christopher W. Clark, "können die Wale einander nur noch in einem Zehntel des Raums hören, in dem sie sich von Natur aus verständigen könnten."

Clark erforscht die bedrohten Glattwale, deren Lebensraum auch den vielbefahrenen Hafen von Boston umfasst. Im Jahr 2007 installierten er und seine Kollegen auf dem Meeres­boden der Massachusetts Bay ein Netz von Tonaufnahme­geräten. Außerdem setzten sie auto­matische Lärm-Messbojen. Nach drei Jahren erstellten die Forscher mit den gesammelten Daten eine Bilanz der Unterwassergeräusche, das sogenannte noise budget („Lärm-Budget“). In einer grafischen Darstellung (oben) zeigen Farbmarkierungen, dass der Schiffslärm die

Rufe der Glattwale übertönt. "Das soziale Netz der Wale wird zerrissen und verformt", sagt Clark.

Es wird den Tieren ­immer schwerer gemacht, einander zu finden, und sie verbringen immer mehr Zeit allein.

Die zehn Bojen zur Lärmmessung in der Mas­sachusetts Bay könnten jetzt einen Beitrag dazu leisten, den Walen zu helfen. Die Wissenschaftler stellen die Daten über die Aufenthaltsorte der ­Tiere den Kapitänen durchfahrender Tanker zur Verfügung, die daraufhin ihre Geschwindigkeit drosseln oder ihren Kurs ändern können. Dies ist ein kleiner Funken Hoffnung. "Die Forschung kann auf vielerlei Weise helfen", sagt Clark. "Wir müssen uns nur entscheiden, wie wichtig uns die Tiere sind."

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