WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Biologen entschlüsseln Quak-Mysterium im Meer
Baku, den 28. April (AZERTAG). Wer quakt denn da? Diese Frage quält Forscher seit Jahrzehnten, als U-Boot-Fahrer erstmals im Südozean geheimnisvolle Geräusche vernahmen. Jetzt kamen Wissenschaftler dem Urheber mit einer Hörprobe auf die Spur.
Vermutlich kamen sich die Seeleute verulkt vor. Sie waren weit hinaus gefahren auf den Ozean - und was bekamen sie zu hören? Quaken wie auf einem Ententeich. Männer auf U-Booten, die in den sechziger Jahren das Südpolarmeer kreuzten, waren die ersten, die von dem sonderbaren Geräusch erzählten, das Wissenschaftler seither rätseln lässt. Es erklingt im Winter und Frühjahr um die Antarktis herum und vor Westaustralien.
Fische standen im Verdacht, eindringende U-Boot-Flotten, Wale und wissenschaftliche Instrumente. Das Quaken erschien besonders seltsam, weil es auch aus zugefrorenen Gewässern tönt. Das akustische Meeresobservatorium des Alfred-Wegener-Instituts hat die Geräusche aufgezeichnet. Sollte es von Tieren stammen, mussten sie wohl unter dem Eis leben, wunderten sich Wissenschaftler.
Nun endlich ist das Rätsel gelöst. Der Südliche Zwergwal (Balaenoptera bonaerensis) erzeuge das Quaken, berichten nun Forscher um Ilse van Opzeeland vom Alfred-Wegener-Institut im Fachblatt „Biology Letters“.
Um das Mysterium zu entschlüsseln, musste den Wissenschaftlern etwas gelingen, woran andere gescheitert waren: Geräuschsensoren an Walen anzubringen, die im Verdacht stehen, das Geräusch zu erzeugen. Auf Schlauchbooten waren die Forscher vor Westaustralien auf dem Meer unterwegs. Mit einer Stange manövrierten sie die Sensoren auf den Rücken zweier Wale, wo sie mit Saugnäpfen befestigt wurden. Weil Wale auf der Stelle kehrtmachen und flüchten können, blieben dafür nur wenige Sekunden Zeit.
Die Aufzeichnungen brachten den Beweis: Das mysteriöse Quaken, im Forscherjargon „Bio-Duck“ genannt, stammt von den Zwergwalen - die aufgenommenen Signale entsprächen den Frequenzen des Geräusches, berichten die Wissenschaftler.
Nun, da die Zwergwale des Quakens überführt seien, könne man sie besser observieren, erklären die Forscher. Die Tiere seien beliebte Beute japanischer Walfänger. Frühere Tondokumente zeigen, dass die Tiere in ungewöhnlichen Gefilden leben: Auch im Winter bleiben sie in den vom Meereis bedeckten Küstengewässern vor der Antarktis, staunen die Experten.