WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Zahl von Tiger in Nepal, die vom Aussterben bedroht, verdreifacht

Baku, 30. Juli, AZERTAC
Nepal hat die Zahl seiner frei lebenden Tiger in den vergangenen 13 Jahren fast verdreifacht. Die neueste Zählung habe 355 Tiger in freier Wildbahn ermittelt, 2009 seien es nur 121 Tiere gewesen, teilte Nepals Behörde für Nationalparks und Artenschutz bei einer Veranstaltung zum Welttigertag mit. Die Großkatzen sind vom Aussterben bedroht, doch langsam nimmt ihre weltweite Zahl nach Angaben der Umweltstiftung WWF wieder zu.
“Wenn lokale Gemeinden, Regierungen und Naturschutzorganisationen an einem Strang ziehen, dann gelingt der Schutz des Tigers vor dem Aussterben“, sagte Michael Zika, Asien-Experte bei der Umweltstiftung WWF Deutschland. Aber: “So sehr uns die neuen Zahlen aus Nepal freuen, bleibt die größte Katze der Welt eine stark bedrohte Art.“
Mit den nun veröffentlichten Resultaten erreichte Nepal ein Ziel, das sich Tiger-Staaten in Südasien, Südostasien, Russland und China vor zwölf Jahren in St. Petersburg gesetzt haben: Die Tigerzahl bis zum chinesischen “Jahr des Tigers“ 2022 zu verdoppeln. Nepal habe dieses Ziel nach Indien als zweites Land erreicht, sagte ein WWF-Sprecher. In Indien lebten mit Abstand am meisten Tiger, rund 3000 Tiere. Weltweit gibt es nach neuesten bekannten Zahlen, die der Umweltstiftung vorliegen, rund 4500 frei lebende Tiger.
Auch in Bhutan, China und Russland könnten Erfolge im Tigerschutz gefeiert werden, aber in Südostasien sei die Lage weiterhin besorgniserregend. Die Raubtiere seien durch Wilderei, Lebensraumverlust und schrumpfende Bestände ihrer Beutetiere bedroht.
Tausende Kameras halfen bei der Zählung - Um die Tiere in Nepal zu zählen, wurden Tausende Kameras mit Bewegungsmeldern in einem riesigen Gebiet in den Ebenen im südlichen Nepal installiert, in dem die Tiere herumzustreifen pflegen. Experten durchkämmten etliche der von den Kameras geschossenen Bilder, um einzelne Tiere anhand ihrer einzigartigen Streifen zu identifizieren.
Bei den beiden Zählungen hätten auch mehrere Dutzend Elefanten und ihre Elefantentreiber mitgewirkt, die Mitarbeiter von Wildtierbehörden, Tierärzte, Sicherheitskräfte und Material durch den Wald trugen. Elefanten werden an Orten eingesetzt, wo Autos nicht hinkommen und sie schützen die Zähler auch vor Angriffen anderer Tiere wie Tiger oder Nashörner, die vor den großen Elefanten Angst haben.
Sind es nun zu viele Tiger? - Doch die Zunahme der bedrohten Tiger stößt in Nepal nicht nur auf Freude - unter anderem bei etlichen Menschen, die gleich neben den Tigerlebensräumen leben. Mindestens 62 Menschen verloren nach Behördenangaben in den vergangenen drei Jahren bei Tigerangriffen ihr Leben. Tendenz steigend. »Wir wissen nicht, wie viele Tiger unsere Wälder gut beherbergen können und ob es dabei genügend Beutetiere für Tiger gibt«, sagte Thakur Bhandari von der Federation of Community Forestry Users, die sich für die Anliegen von Waldanwohnern in Nepal einsetzt.
Bhandari wirft seiner Regierung vor, sich mehr für eine Zunahme der Tiger zu interessieren, als für die oft armen Menschen, die um Wälder herum leben und teils ihre Angehörigen wegen Tigern verlieren oder selbst bedroht sind.
Der Sprecher der Artenschutzbehörde sagte dazu, dass sie sich des Problems von Tiger-Mensch-Konflikten bewusst sei und Angehörigen der Opfer eine Entschädigung zahle sowie bei Verletzten die Behandlungskosten übernehme. Auch habe die Regierung Weiterbildungsprogramme für Waldanwohner, damit diese Jobs erlernen könnten, die ihnen einen Gang in den Wald ersparten und die Gefahr von Tigerangriffen reduzierten. Teils würden Tiger, die Menschen angriffen, auch gefangen und in Zoos gebracht. In Nepal ist sich die Regierung zudem der Wichtigkeit von Tigern für Wildtiertourismus bewusst.