WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Das geheimnisvolle Leuchten des Saturn

Baku, 1. Juli, AZERTAC
Mit einem Passagierflugzeug würde es mindestens 150 Jahre dauern, um zum Saturn zu fliegen. Zum Glück gibt es das “James Webb“-Weltraumteleskop, das uns schneller Einblicke ins All beschert. Nun hat das “James Webb Space Telescope“ (JWST) den Gasriesen Saturn ins Visier genommen, den mit seinen Ringen vielleicht schönsten Planeten unseres Sonnensystems.
Auf der Oberfläche des Gasriesen herrschen Temperaturen von minus 139 Grad Celsius. Trotzdem erscheinen der Planet und seine eisigen Ringe, der fast zehnmal so groß wie die Erde ist, angenehm warm auf dem Bild. Es wurde am Freitag veröffentlicht, teilte AZERTAC unter Berufung auf Spiegel mit.
Das Teleskop hat den Saturn erstmals mit seiner NIRCam aufgenommen, sie zeichnet Daten im Nah-Infrarotbereich auf. Bei dieser Wellenlänge erscheint der Planet dunkel, aber die Ringe bleiben hell. Das liegt an der methanhaltigen Atmosphäre, das Gas absorbiert Sonnenlicht. Der größte Teil der Saturn-Atmosphäre besteht aus Wasserstoff, aber auch Helium, Methan und andere Gase kommen vor.
Die Ringe enthalten dagegen kein Methan, deshalb stechen sie hervor. Für uns wirken sie wie ein flüchtiger Schleier aus Gasen. Aber tatsächlich bestehen sie aus Fels- und Eisfragmenten, manche sind nur so groß wie ein Sandkorn, andere wie Berge.
Bei dem Bild ging es den Forscherinnen und Forschern von der US-amerikanischen Weltraumagentur Nasa, der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, dem Seti Institute sowie weiteren Universitäten um etwas anderes. Sie wollten prüfen, ob das Teleskop in der Lage ist, schwache Monde um den Planeten und seine Ringe zu erkennen.
Der Saturn hat mehr als 140 bekannte Monde - auch auf dem aktuellen Bild des nach einem römischen Gott benannten Planeten sind einige zu erkennen: Dione, Enceladus und Tethys. Alle neu entdeckten Monde könnten Forschenden dabei helfen, ein vollständigeres Bild des aktuellen Saturnsystems sowie seiner Vergangenheit zu erstellen.
“Wir freuen uns darauf, noch tiefer einzutauchen” - Schon Galileo Galilei erspähte 1610 beim Blick durch sein legendäres Teleskop das Ringsystem des Saturn. Mit dem JWST wollen die Astronomen bald auch die schwächeren Ringe des Planeten untersuchen, die auf diesem Bild nicht sichtbar sind. “Wir freuen uns darauf, noch tiefer einzutauchen und zu sehen, welche Entdeckungen uns erwarten“, sagt Matthew Tiscareno, ein leitender Forscher am Seti Institute, laut einer Erklärung. Schon die Raumsonde “Cassini“, die 2017 in der Saturn-Atmosphäre verglühte, hatte 2006 einen bis dahin unbekannten Ring entdeckt.
Das von den USA, Kanada und der Esa gebaute “James Webb“-Teleskop war Ende 2021 von Französisch-Guayana aus gestartet und späht seit dem vergangenen Sommer in 1,6 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde in die Tiefen des Alls. Wissenschaftler hoffen, mit dem zehn Milliarden Dollar teuren Gerät bis zur Entstehung der ersten Sterne und Galaxien zurückzublicken und neue Erkenntnisse über die Entstehung des Universums zu gewinnen.