WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Galaxie schlingt das Essen wie ein hungriger Löwe
Baku, den 6. Juli (AZERTAG). Galaxien ziehen Gas an und bilden daraus neue Sterne. Dazu saugen sie aus ihrer Umgebung Material ein. Astrophysiker vergleichen den Vorgang mit der „Fütterungszeit für Löwen im Zoo“.
Astronomen haben eine weit entfernte Galaxie dabei beobachtet, wie sie Gas aus ihrer Umgebung verschlingt. Damit gelang der bislang beste Beweis für die Theorie, dass Galaxien Gas anziehen und daraus neue Sterne bilden, wie die Europäische Südsternwarte (Eso) mitteilte. Zwar hatten Astronomen schon lange vermutet, dass Galaxien durch das Einsaugen von Material wachsen. Doch erwies es sich bislang als schwierig, diesen Prozess direkt zu beobachten.
Nun kam den Astronomen bei ihren Beobachtungen, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht werden, eine seltene Anordnung zwischen einer entfernten Galaxie und einem noch weiter entfernten Quasar zugute.
Als Quasar wird das extrem helle Zentrum einer Galaxie mit einer supermassereichen Schwarzen Loch bezeichnet. Das Licht dieses Quasars muss auf seinem Weg zur Erde das Gas um die Galaxie im Vordergrund durchlaufen - dadurch war es möglich, gleichsam im Licht eines fernen Suchscheinwerfers die Eigenschaften des Gases zu untersuchen.
„Fütterungszeit im Zoo“ - „Diese Art von Anordnung ist sehr selten“, erklärte Nicolas Bouché vom Research Institute in Astrophysics and Planetology (IRAP) im französischen Toulouse. Sie habe „einzigartige Beobachtungen“ ermöglicht. Die dabei gemessene Bewegung des Gases bestätigte den Forschern zufolge die zuvor aufgestellten Modellrechnungen.
„Es ist wie zur Fütterungszeit für Löwen im Zoo“, erläuterte Michael Murphy von der Swinburne University of Technology im australischen Melbourne. Die beobachtete Galaxie habe „einen gewaltigen Appetit, und wir haben herausgefunden, wie sie sich selbst füttert, um so schnell zu wachsen“.
„In diesem Fall hatten wir das Glück, dass der Quasar sich gerade am richtigen Ort befindet“, sagte die Koautorin Crystal Martin von der University of California Santa Barbara. Sein Licht trifft auch die Gaswolken, die Strahlen bestimmter Wellenlänge aufnehmen.
Dies ermöglichte es den Forschern, die Eigenschaften des Gases um die Galaxie mit dem das Very Large Telescope der Eso detailliert zu untersuchen. Besser sei eine Galaxie während des Verspeisens von Gas noch nie beobachtet worden, schreibt die Eso.