WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Bei Bohrungen in einem Bergwerk in Kanada sprudelte Geologen uraltes fossiles Wasser entgegen
Baku, den 5. Juni (AZERTAG). Bei Bohrungen in einem Bergwerk in Kanada sprudelte Geologen uraltes fossiles Wasser entgegen. Das Alter der Quelle schätzen sie auf mindestens 1,5 Milliarden Jahre. Wer jemals in das Erkundungsbergwerk im Salzstock Gorleben eingefahren ist, dem werden Geologen unter Tage einige Stellen im Salz gezeigt haben, an denen kleine Mengen von Fluiden austreten. Diese wässrigen, hochkonzentrierten Salzlaugen, in denen auch Kohlenwasserstoffe enthalten sein können, sind Reste jenes Meerwassers, das in der geologischen Epoche des Zechsteins weitgehend verdampfte. Die kleinen Wasserlinsen im Salz sind danach etwa 250 Millionen Jahre alt. Dass das Wasser über eine derart lange Zeit im Salz gebunden geblieben ist, wird als eines der vielen Argumente herangezogen, die für die Eignung Gorlebens als Endlager für Atommüll sprechen.
Die Entdeckung ist noch in anderer Hinsicht eine Sensation. Denn das Wasser entstammt kristallinem Gestein, bei dessen Entstehung Wasser keine Rolle gespielt hat. Zwar gibt es in Klüften und Spalten kristalliner Gesteinskörper wie Graniten und Gneisen auch reichlich fließendes Wasser. Es handelt sich aber um Grundwasser oder versickerten Niederschlag. Solches Wasser ist deshalb normalerweise vergleichsweise jung und vielleicht einige hundert, höchstens ein paar tausend Jahre alt. Das älteste Wasser, das bislang in kristallinem Gestein gefunden wurde, stammt aus dem 2,8 Kilometer tiefen Bergwerk in Witwatersrand in Südafrika und ist 25 Millionen Jahre alt.
In den Bergwerken rund um die Ortschaft Timmins in der kanadischen Provinz Ontario werden Kupfer, Zinn und Edelmetalle abgebaut. Die Lagerstätte entstand im Präkambrium vor mindestens 2,7 Milliarden Jahren, als es in dieser Gegend zu schweren untermeerischen Vulkanausbrüchen kam. Im Laufe der Zeit wandelte sich das Vulkangestein in kristallines Material, sogenanntes Kristallin, um. Das Gestein unter Ontario gehört damit zu den ältesten kristallinen Schilden der Welt.
Wie die Forschergruppe, zu der auch Wissenschaftler der Universitäten in Lancaster, Toronto und Hamilton (Ontario) gehören, in der Zeitschrift „Nature“ berichtet, ergaben die Isotopenanalysen, dass das Grubenwasser von Timmins mindestens 1,5 Milliarden Jahre lang, wahrscheinlich aber noch länger in dem Gesteinskörper eingeschlossen war. Es handelt sich damit zweifellos um das älteste Wasser der Welt. Im Gegensatz zu den statischen, jeweils nur wenige Liter Fluid enthaltenden Wasserlinsen im Salz von Gorleben, kommen im Bergwerk von Timmins große Mengen des uralten Wassers vor. Der Bohrmannschaft sprudelte es mit einer Rate von zwei Litern pro Minute entgegen.