WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Chemie-Nobelpreis für amerikanische Biochemiker
Baku, den 10.Oktober (AZERTAG). Robert Lefkowitz und Brian Kobilka aus den USA erhalten den Nobelpreis für Chemie. Sie entdeckten Strukturen in der Zellwand, die wichtige Signale von außen in die Zelle leiten.
Der diesjährige Nobelpreis für Chemie zeigt, wie eng verflochten die naturwissenschaftlichen Disziplinen heute sein können. Die Preisträger sind eigentlich alles: Biochemiker, Molekularbiologen und Mediziner.
Robert J. Lefkowitz vom Howard Hughes Medical Center im US-Staat Maryland und zugleich Professor an der Duke University in Durham (North Carolina) sowie Brian K. Kobilka von der Stanford University in Kalifornien betreiben Grundlagenforschung an Zellen. Die beiden Amerikaner erhalten die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Welt für ihre Erforschung der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (engl. abgekürzt GPCR).
Immense Bedeutung für alle Lebewesen-Was so überaus theoretisch und abstrakt klingt, hat eine immense Bedeutung für alle Lebewesen und für die Behandlung unzähliger Krankheiten. Denn die GPRS, so erläutert die Nobel-Jury an der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften, sind sozusagen die Vermittler zwischen dem Organismus, seinen Sinnen, Botenstoffen und Neurotransmittern und dem durch Zellmembranen abgeschotteten Inneren aller Zellen.
Der Vorsitzende der Nobel-Jury illustrierte dies mit einer kleinen Einlage. „Buuuh“ war seine erste Äußerung vor den versammelten Journalisten, als wolle er sie erschrecken. Um dann zu erläutern, dass ein Schreck durch ein (vermeintlich oder tatsächlich) gefährliches Ereignis den Menschen vorbereitet. In Sekunden oder Sekundenbruchteilen muss er entscheiden, ob er fliehen oder sich zum Kampf rüsten muss - oder entspannen kann, weil ein anderer sich nur einen Scherz erlaubt hat.
Eine Kaskade von Prozessen-Im Falle der Flucht und Verteidigung beginnt eine ganze Kaskade von Prozessen. Atmung und Herz beschleunigen ihren Takt, die Muskeln gehen in einen Modus der Anspannung, der Blutdruck steigt. Andere, in dieser Situation nachrangige Körperfunktionen wie die Verdauung fahren ihre Aktivitäten herunter. Alle diese Reaktionen bedürfen der Aktionen auf der Zellebene.
Doch was die Augen sehen, die Ohren hören, das Gehirn analysiert und an Aktivitäten befiehlt, muss den Zellen mitgeteilt werden. Genauer: dem Zellinneren. „Die GPCR in den Zellmembranen sagen der Zelle, was draußen vor sich geht“, sagen die Nobel-Juroren.
Wenn also beispielsweise nach einem Schreck von Drüsen ausgeschüttetes Adrenalin die Zellmembran erreicht, wird dort ein Mechanismus in Gang gesetzt, um die Botschaft in die Zelle zu vermitteln.