WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Forscher finden tonnenweise Eis auf dem Merkur
Baku, den 1. Dezember (AZERTAG). Bis zu 20 Meter dick könnte sie sein. Nasa-Wissenschaftler haben eine Eisschicht am dunklen Nordpol des Merkur nachgewiesen. Dabei erhitzt sich der Planet mitunter auf mehr als 400 Grad Celsius.
Erstaunliche Nachrichten von der Oberfläche des sonnennächsten Planeten Merkur. Die Nasa-Sonde „Messenger“ hat Eis in großen Mengen auf dem Planeten nachgewiesen. In drei Studien im Fachmagazin „Science“ berichten Nasa-Wissenschaftler von den Belegen für große Eisvorkommen in der Nordpolregion. Diese Seite ist der Sonne stets abgewandt.
„Insgesamt kommen wir auf etwa hundert Milliarden bis zu einer Billion Tonnen Eis“, sagt David Lawrence vom Labor für Angewandte Physik der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore (Maryland) und Erstautor einer der Studien. Die genaue Menge konnten die Wissenschaftler nicht bestimmen, da sie nicht wissen, wie dick die Eisschicht genau ist. Sie gehen von mindestens 30 Zentimetern aus, möglicherweise erreicht sie aber auch eine Dicke von bis zu 20 Metern.
Kometen als Wasserlieferanten-Das Eis findet sich sowohl an der Oberfläche als auch unter einer Schicht mit dunklem Material begraben. Eine etwa 10 bis 20 Zentimeter dicke Schicht enthält wenig Wasserstoff, darunter befindet sich wasserstoffreiches Material, bei dem es sich um „nahezu reines Wassereis handeln muss“, schreiben die Astronomen.
Zur Untersuchung der Merkuroberfläche nutzten die Forscher die sogenannte Neutronenspektroskopie: eine gängige Technik in der Astronomie, mit der Wechselwirkungen zwischen Atomen aus der Ferne analysiert werden können. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Wasser von Kometen oder Asteroiden kommt, die vor 18 Millionen bis 56 Millionen Jahren auf dem Merkur eingeschlagen sind. Sie vermuten zudem, dass auch am Südpol des Merkur Eis existiert. Da die „Messenger“-Sonde allerdings viel näher am Nordpol um den Planeten kreist, gibt es dafür noch keine verlässlichen Daten.
Schon seit 20 Jahren lassen Radarmessungen von der Erde aus auf Eisvorkommen auf dem Merkur schließen. Doch erst „Messenger“ brachte - als erste Sonde, die den Planeten umkreist - Gewissheit. Die Entdeckung ist besonders vor dem Hintergrund interessant, dass der Merkur von allen Planeten der Sonne am nächsten liegt. Auf seiner Oberfläche herrschen Temperaturen von bis zu 426 Grad Celsius. Nachts fallen die Temperaturen hingegen auf bis zu minus 170 Grad Celsius, wodurch der Planet extremen Schwankungen unterworfen ist.
Von Leben keine Rede-Trotz dieser Extreme ist die Entdeckung von Wasser immer mit der Frage nach Leben verknüpft, denn Wasser gilt nach menschlichen Vorstellungen als die Grundlage allen Lebens. Auf die Frage, ob es auf dem Merkur möglicherweise Leben gibt oder einst gegeben hat, geben die Forscher eine klare Antwort: „Niemand spricht von Leben auf dem Merkur“, sagt Sean Solomon, Chefwissenschaftler der „Messenger“-Sonde. Die Entdeckung mache den Merkur aber „aus astrobiologischer Sicht interessanter“ und könne zudem neue Erkenntnisse darüber liefern, wie das Leben auf der Erde entstanden ist und anderswo im Universum entstehen könnte.