WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Fördern die Russen unbekannte Lebewesen zutage?
Baku, den 9. Februar (AZERTAG). Durchbruch zu einem seit rund 500.000 Jahren isolierten Öko-System. Welche Geheimnisse verbirgt der von russischen Forschern angebohrte Wostoksee in der Antarktis?
Historischer Erfolg in der Antarktis: Russische Forscher haben einen See angebohrt, der Millionen Jahre alt ist und sehr lang isoliert war. Doch welche Geheimnisse verbirgt der vier Kilometer tiefe See?
Nach 30 Jahre langen Bohrarbeiten durch fast vier Kilometer dickes Eis sind russische Forscher zum Wostok-See in der Antarktis vorgedrungen. Von dem unberührten Ökosystem erhoffen sich Wissenschaftler unter anderem neue Erkenntnisse über den Klimawandel. Medien in Moskau sprachen vom größten Erfolg der Antarktis-Forschung der vergangenen 100 Jahre, einige Experten verglichen das Ereignis sogar mit der Mondlandung.
Mit einem Spezialbohrer habe das Team in 3769,30 Meter Tiefe die Oberfläche des seit etwa 500.000 Jahren isolierten Gewässers erreicht, teilte das Ministerium für Naturressourcen nach Angaben der Agentur Itar-Tass in Moskau mit.
Die Mission ist umstritten. Westliche Forscher fürchten, dass durch das Eindringen eines kontaminierten Bohrers das Ökosystem des größten unterirdischen Sees der Antarktis verschmutzt werden könnte. Erste Proben von dem Gletscher über dem See seien in sterilen Behältern verschlossen worden, teilte das zuständige Naturwissenschaftliche Institut für Arktis- und Antarktis-Forschung in St. Petersburg mit. Der See ist nach Angaben von Experten mehrere Millionen Jahre alt.
US-Wissenschaftler hatten ihren russischen Kollegen vorgeworfen, bei der Bohrung Kerosin und Frostschutzmittel zu verwenden. Dies könnte den See verschmutzen. Expeditionsleiter Waleri Lukin räumte den Einsatz des Gemisches zwar ein, wies die Vorwürfe aber zurück. Die Technologie sei bei ähnlichen Missionen in Grönland erprobt worden, sagte er.
Der von russischen Wissenschaftlern angebohrte Wostoksee unter dem antarktischen Eis könnte nach Ansicht des Polarforschers Heinz Miller tatsächlich neue Mikrobenarten zutage fördern. Bei den Untersuchungen müsse man aber sorgsam und vorsichtig vorgehen, sagte der stellvertretende Direktor des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven.