In London 2000 Jahre alte Schrifttafeln entdeckt

Baku, 2. Juni, AZERTAC
Der Fund enthält das älteste handschriftliche Dokument Großbritanniens. Auf einer Baustelle in Londons Finanzviertel haben Archäologen Hunderte historische Holztafeln entdeckt. Sie erzählen von den Anfängen der Stadt.
Bei Erdarbeiten für die neue Zentrale des Nachrichten- und Medienunternehmens Bloomberg in Großbritannien haben Forscher 400 handbeschriebene Tafeln aus der Römerzeit entdeckt. 87 von ihnen wurden bislang entziffert.
Eine der Tafeln, sie stammt aus der Zeit um 65 bis 80 nach Christus, enthält den Schriftzug "in London nach Mogontius" und damit laut den Forschern die älteste schriftliche Erwähnung der Stadt London, die die Römer Londinium nannten. "Hier spricht die erste Generation Londoner zu uns", sagte Sophie Jackson vom Museum of London Archaeology.
Ältestes handschriftliches Dokument - Die Römer gründeten London im Jahr 43 nach Christus, nachdem sie Britannien besetzt hatten. Eine Rebellion einheimischer Stämme, angeführt durch die britannische Königin Boudicca, zerstörte die Siedlung im Jahr 61 kurzzeitig, die Römer bauten sie kurz darauf aber wieder auf.
Die Tafeln zeigen nach Angaben der Forscher, dass der Handel in London bereits kurz nach der Gründung florierte. Die Aufzeichnungen beinhalten Verweise auf Bierlieferungen, Nahrungsmittelbestellungen und rechtliche Regeln. Die älteste Tafel trägt das Datum 8. Januar 57 und ist damit Großbritanniens ältestes, bekanntes Schriftdokument.
Passend dazu, dass London heute als einer der wichtigsten Finanzhandelsplätze der Welt gilt, geht es auch in dieser alten Aufzeichnung um Geld: Bei der Tafel handelt es sich um einen Schuldschein, in dem ein befreiter Sklave verspricht, weitere 105 Denare für die erhaltenen Waren zu zahlen, die an ihn verkauft und geliefert wurden.
Konserviert im Matsch - Erhalten blieben die Holztafeln so lange, weil sie im feuchten Schlamm des Walbrook eingeschlossen waren. Zur Zeit der Römer war der Walbrook ein Fluss und vermutlich eine wichtige Trinkwasserquelle. Heute fließt er, deutlich verkleinert, als unterirdischer Bach durch London. "Das Wasser schützt das Holz vor Sauerstoff, der es normalerweise faulen lassen würde", sagt Jackson.
Die Römer hatten die Tafeln mit Wachs überzogen, so dass sie mit einem spitzen Stift darauf schreiben konnten. Das Wachs blieb nicht erhalten - teilweise drückte der Stift aber bis ins Holz durch, so dass die Schrift bis heute lesbar ist.