Nasa lässt Zwillingssonden „Grail“ abstürzen
Baku, den 17. Dezember (AZERTAG). Eine erfolgreiche Mission geht mit einer Bruchlandung zu Ende. Fast ein Jahr lang haben die „Grail“-Sonden den Mond erforscht. Nun lässt die Nasa die Satelliten auf dem Erdtrabanten zerschellen.
Die Zwillingssonden „Grail“ haben ausgedient. Eine ruhmreiche Zukunft im Museum blüht den beiden Satelliten „Ebb“ und „Flow“ aber keineswegs. Die Sonden werden vielmehr dort ein Ende finden, wo sie seit knapp einem Jahr nach neuen Erkenntnissen suchen, auf dem Mond.
Im Abstand von nur 20 Sekunden werden sie in der Nacht von Sonntag auf Montag mit einer Geschwindigkeit von rund 1,7 Kilometern pro Sekunde auf einen kleinen Berg des Mondes zurasen und nahe dem Goldschmidt-Krater zerschellen.
In Vergessenheit geraten werden die beiden allerdings nicht: Zu wichtig sind die Ergebnisse, die sie seit dem Start der Mission gewonnen haben. „Es wird sehr schwer werden, sich zu verabschieden“, sagte Maria Zuber, die leitende Forscherin der Mission.
Am 10. September 2011 waren die waschmaschinengroßen Sonden vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida gestartet und erreichten zum Jahreswechsel die Umlaufbahn des Erdtrabanten.
Diesen umrunden sie seither innerhalb von knappen zwei Stunden mit einem durchschnittlichen Abstand von 200 Kilometern zueinander in einer Tandemformation. Die beiden Satelliten stehen dabei in ständigem Funkkontakt. Zwischenzeitlich näherten sie sich dem Mond dabei bis auf etwa 15 bis 20 Kilometer.
Exakte topografische Karte des Erdtrabanten-Hauptziel ihrer Messungen war es, Schwankungen im Schwerekraftfeld des Mondes aufzuzeichnen. Diese Schwankungen werden von Gebirgen und Tälern ebenso hervorgerufen wie von unterirdischen Masseänderungen. „Ebb“ und „Flow“ lieferten also die Daten für eine genaue topografische Karte des Mondes.
Fliegt eine der Sonden über ein solches Gebiet, verlangsamt oder beschleunigt sie ihr Tempo, was von ihrem Zwilling wahrgenommen wird. Die hochempfindlichen Messinstrumente notieren die Veränderungen, und eine hochauflösende Karte des Schwerefeldes des Mondes entstand. Diese ist etwa hundertmal genauer als alle zuvor existierenden.
Auf diese Art und Weise entdeckten die „Grail“-Zwillinge auch unterirdische Kanäle, die mit erstarrtem Magma gefüllt sind. Diese sind von der Oberfläche aus nicht zu sehen und gelten als Beleg für die Theorie, dass der Mond sich einst ausgedehnt hatte, bevor er sich später wieder leicht zusammenzog.
Darüber hinaus zeigten Messdaten, dass die Mondkruste etwa 10 bis 20 Kilometer dünner ist als erwartet. Den Messungen zufolge ist sie nur etwa 34 bis 43 Kilometer dick, was in etwa der Dicke der kontinentalen Erdkruste entspricht.
Neue Erkenntnisse über die Entstehung des Mondes-Die etwa 380 Millionen Euro (500 Millionen Dollar) teure Mission, die am Montag ihr geplantes Ende nimmt, ist also eine voller Erfolgsmeldungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse, die uns in Zukunft helfen werden, den Mond und seine Entstehungsgeschichte besser zu verstehen.
Bevor die „Grail“-Mission wegen Treibstoffmangels endet, haben die beiden Satelliten aber noch einen letzten Auftrag. Vollgas geben. Dadurch soll der restliche Treibstoff, dessen Menge nicht genau bekannt ist, verbrannt werden. Das soll es den Wissenschaftlern ermöglichen, Informationen über einen effizienteren Treibstoffeinsatz für zukünftige Missionen zu gewinnen.
Das große Rampenlicht bekommen „Ebb“ und „Flow“ zum Abschied aber nicht, denn die Region, in der sie zerschellen, befindet sich zu diesem Zeitpunkt im Dunkeln.