Talk-Schlote am Meeresgrund

Baku, 13. Januar, AZERTAC
Meereskundler sind im Karibischen Meer auf eine bislang unbekannte Art heißer Quellen gestoßen. In 5000 Meter Tiefe türmt 200 Grad heißes Gebräu weiße Talk-Schlote auf - ihre Entstehung ist ein Rätsel.
Aus Rissen am Meeresgrund sprudelt heißes Wasser aus sogenannten Schwarzen Rauchern - so viel war bekannt. Die dampfenden Schlote scheinen von größter Bedeutung, an ihnen könnte irdisches Leben entstanden sein.
Aus dem dunklen Gebräu, das von Magma auf 400 Grad erhitzt aus dem Boden schießt, lagern sich Minerale und Metalle ab. Enthalten die Raucher Gips, was weitaus seltener vorkommt, sind sie weiß.
Doch es gibt eine weitere Sorte untermeerischer Thermalquellen. Auf der Mittleren Cayman-Spreizungszone, einem gewaltigen Riss am Meeresboden in der Karibik, türmen sich Talk-Schlote, berichten Gelehrte um Matthew Hodgkinson von der University of Southampton im Magazin "Nature Communications".
Die Forscher hatten ihr ferngesteuertes U-Boot bis in 5000 Meter Tiefe geschickt. Von dort übertrug es spektakuläre Bilder: Haushohe weiß-graue Säulen ragen empor, aus ihnen schießt 200 Grad heißes Wasser.
Kennzeichen für besondere Zonen?
Die Entdeckung überrascht aus zwei Gründen: - Heiße Talkquellen am Meeresboden waren unbekannt. Talk, Hauptbestandteil des Specksteins, besteht aus Magnesium und Silizium, es gehört zu den Silikaten - und entsteht meist durch Umwandlung aus anderen Mineralen. Jetzt fragen sich Forscher: Wie kann es sich am Meeresgrund bilden?
Heiße Quellen stehen normalerweise über dünnem Meeresboden, wo Magma darunter seine Hitze entfalten kann. Die Talkquellen aber liegen abseits der Magmazone auf zwei Millionen Jahre altem Grund, der sich seit seiner Entstehung aus Magma längst abgekühlt hat. Sie sind zwar mit gut 200 Grad nur etwa halb so heiß wie ihre schwarzen Cousins. Dennoch fragen sich die Wissenschaftler, wie abseits der Magmazone solch heißes Gebräu aus dem Boden schießen kann.
Vielleicht kennzeichneten Talkquellen besondere Zonen der Erde, spekulieren die Forscher: Regionen, in denen sich Platten extrem langsam auseinanderbewegen. Dort könnten Prozesse anders ablaufen als bekannt. Womöglich wiesen die Schlote also auf weitere Rätsel im Meeresboden.