WELT
Neuer Mayakalender verschiebt Weltuntergang
Baku, den 16. Mai (AZERTAG). Man kann sich auf nichts mehr verlassen - auch nicht auf einen angekündigten Weltuntergang. In Guatemala wurde jetzt ein Maya-Kalender entdeckt, der weit über den 21. Dezember 2012 hinausreicht.
Als im 16. Jahrhundert die Spanier Mittelamerika eroberten, verbrannten sie die Schriften der Maya. Nur wenige Bücher verblieben. Jetzt liefert eine geheimnisvolle Kammer mit astronomischen Darstellungen und Wandmalereien einen neuen Einblick in die Kultur der Maya.
Räuber und Forscher wetteifern in Xultún im Nordosten Guatemalas, denn in den überwucherten Gemäuern der ehemaligen Maya-Stadt ist Wertvolles verborgen. Die Plünderer suchen nach allem, was sie auf dem Kunstmarkt umsetzen können; die Archäologen jagen nach neuen Erkenntnissen über die Maya-Kultur.
US-Forscher berichten in der aktuellen Ausgabe von „Science“ von der Entdeckung des bisher ältesten Maya-Kalenders. „Es ist ein erstaunlicher Fund“, sagt Maya-Forscher Stephen Houston von der Brown Universität. William Saturno von der Boston Universität, gräbt seit 2001 in Guatemala. Die Maya-Hochburg Xultún ist seit 1915 bekannt, doch schwer zugänglich. Saturnos Mitarbeiter folgen oft den Räuberpfaden durch das dichte Gestrüpp. Ein Student entdeckte dabei eine seltsame kleine Kammer.
An den Wänden waren verblichene Aufzeichnungen, sagte Saturno in Washington auf einer Veranstaltung der National Geographic Society, die seine Ausgrabungen finanziert hat. Als das Forscherteam begann, Geröll aus dem rund einen Meter unter der Erdoberfläche befindlichen Zimmer zu räumen und die Wände freizulegen, wurde klar, dass sie eine „Goldgrube“ gefunden hatten. An den Wänden sind festlich gekleidete Gestalten zu sehen und außerdem jede Menge Zahlen. Es sind Kalenderberechnungen, wie man sie bisher noch nie gesehen hat, so die Forscher.
Alles stamme aus dem 9. Jahrhundert, erklärt Saturno und seine Kollegen der Universität Texas in Austin und der Colgate University. Auch wenn sich die noch Experten über genaue Datierung streiten - der bislang älteste Maya-Kalender stammt aus dem 15. Jahrhundert. Der neue Fund ist also „etwa 500 Jahre älter“, stellt Saturno fest.
Insgesamt existieren nur drei handschriftliche Maya-Kalender - einer davon in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden. Die 3,5 Meter lange Schrift auf Feigenbaumrinde - der Codex Dresdensis - enthält einen Weissagungskalender und astronomische Tafeln.