WELT
CIA liest bei Twitter und Facebook mit
Baku, den 8. November (AZERTAG). „Rachedurstige Bibliothekare“ suchen für den US-Geheimdienst CIA nach der Stimmung in der Bevölkerung fremder Länder. Das alles soll der Terrorabwehr dienen.
In einem unauffälligen Backsteinbau in einem Industriepark irgendwo im US-Staat Virginia verfolgen CIA-Mitarbeiter rund um die Uhr, was bei Twitter, Facebook und Co. so los ist. Im sogenannten Open Source Center des US-Geheimdienstes arbeitet ein Team, dass sich selbst als „rachedurstige Bibliothekare“ bezeichnet. Sie werten Zeitungen, Fernsehnachrichten und die Mitteilungen in Internet-Chat-Rooms aus, also alles, was öffentlich und allgemein zugänglich ist.
Ob Arabisch oder Chinesisch, vom verärgerten Tweet bis zum nachdenklichen Blog-Beitrag wird hier alles gelesen, es werden Informationen und Hinweise gesammelt. Die werden dann mit anderen Nachrichten und auch geheimen Informationen, wie abgehörten Telefongesprächen, abgeglichen, um ein Bild von Stimmungslagen zu gewinnen, dass die Führung in Washington haben will. So wurde zum Beispiel sofort registriert, wie es in bestimmten Regionen nach dem Kommandoeinsatz zur Tötung von Al-Kaida-Führer Osama bin Laden aussah.
Auch um Vorhersagen, wie es in bestimmten Ländern zum Beispiel im Nahen Osten weitergehen könnte, bemüht man sich hier. Ja, man habe den Aufstand in Ägypten kommen sehen, sagt der Direktor des Zentrums, Doug Naquin. Nur wann genau die Revolution losbrechen würde, wusste man nicht. Man habe schon vorhergesehen, dass „die sozialen Medien in Ländern wie Ägypten etwas verändern und zur Gefahr für die Regime werden“ könnten, sagte Naquin kürzlich in einem Interview.