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Malaysische Polizei: Am Leichnam Kim Jong Nams Spuren des Nervengiftes VX gefunden

Baku, 24. Februar, AZERTAC
Am Leichnam des mutmaßlich ermordeten Halbbruders von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un haben Ermittler Spuren des Nervengiftes VX gefunden. Auf dem Gesicht Kim Jong Nams seien Rückstände der auch als Chemiewaffe eingesetzten Flüssigkeit entdeckt worden, teilte die malaysische Polizei mit. Der hochtoxische Stoff sei in entnommenen Gewebeproben von Gesicht und Augen des Toten enthalten gewesen.
Die Substanz wurde nach ersten Analysen des malaysischen Zentrums für die Analyse von Chemiewaffen als O-Ethyl-S-2-diisopropylaminoethylmethylphosphonothiolat identifiziert, eine der chemischen Bezeichnungen für den Kampfstoff VX. Die Substanz ist farb- und geruchlos. VX gilt als stärkstes Nervengift und wird über die Haut, Augen, Nahrung und Atemwege in den Körper aufgenommen. Es führt zu Übelkeit, Lähmung der Atemmuskulatur und dann binnen weniger Minuten zum Tod.
Der vermutlich 45-jährige Kim Jong Nam, älterer Halbbruder von Kim Jong Un, war am 13. Februar am Flughafen von Kuala Lumpur mutmaßlich nach einem Giftanschlag gestorben. Malaysische Ermittler gehen davon aus, dass die Führung in Pjöngjang hinter dem Attentat steckt.
Vier Verdächtige sind bereits festgenommen worden: ein 46-jähriger Nordkoreaner, eine 25-jährige Frau mit indonesischem Pass und ihr malaysischer Freund, der wieder freigelassen wurde, sowie eine 28-jährige Verdächtige mit vietnamesischem Pass. Die beiden Frauen sollen die Tat begangen haben, laut Malaysias Polizeichef Khalid Abu Baker hatten sie das Attentat in örtlichen Einkaufszentren trainiert.
Ermittler teilten am Freitag zudem mit, dass eine der Frauen nach der Festnahme ebenfalls Symptome einer VX-Vergiftung gezeigt habe. Sie habe sich demnach übergeben müssen. Wie ihr gesundheitlicher Zustand nun ist, ist nicht bekannt.
Vier weitere Verdächtige aus Nordkorea, Männer im Alter von 33 bis 57 Jahren, haben sich nach Erkenntnissen der malaysischen Behörden nach Pjöngjang abgesetzt. Die insgesamt fünf Verdächtigen aus Nordkorea sind nach Ansicht der malaysischen Polizei in den Mord verwickelt. Außerdem hatten die malaysischen Ermittler am Mittwoch angekündigt, in dem Fall auch einen ranghohen Mitarbeiter der nordkoreanischen Botschaft in Kuala Lumpur vernehmen zu wollen.