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Weltweit könnten sich Diabetesfälle bis 2050 verdoppeln
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Baku, 25. Juni, AZERTAC
Im Jahr 2050 werden vermutlich rund 1,3 Milliarden Menschen an Diabetes erkrankt sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Fachblatt “The Lancet“ erschienen ist.
“Die rasante Zunahme von Diabetes ist nicht nur alarmierend, sondern auch eine Herausforderung für jedes Gesundheitssystem der Welt“, sagte Liane Ong, Hauptautorin der Studie. In allen Ländern der Welt wird die Diabetesrate demnach in den kommenden 30 Jahren ansteigen, wenn nichts unternommen wird. Ong wies darauf hin, dass die Krankheit mit einer Reihe anderer Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall in Verbindung steht.
Laut der von Forschern des Institute of Health Metrics and Evaluation der University of Washington geleiteten Studie sind derzeit 529 Millionen Menschen auf der Welt an Diabetes erkrankt. Bei der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um Typ-2-Diabetes, die Form der Krankheit, die mit Fettleibigkeit einhergeht und weitgehend vermeidbar ist, so die Forschenden.
Typ-2-Diabetes ist eine Erkrankung des Stoffwechsels, die sich über Jahre entwickeln kann, ohne dass Symptome auftreten, aber dazu führt, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt. Diabetes kann ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Manche Menschen bekommen die Erkrankung gut in den Griff, bei anderen führt sie mit den Jahren zu Folgeschäden.
Bei Typ-2-Diabetes wird das Hormon Insulin von den Körperzellen immer schlechter aufgenommen und verwertet. Dadurch sind die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht. Ein über Monate oder Jahre erhöhter Blutzuckerspiegel führt irgendwann zu Beschwerden wie starkem Durstgefühl, häufigem Wasserlassen, Müdigkeit und Antriebsschwäche, Übelkeit oder Schwindel.
In Deutschland leiden etwa 90 Prozent der Diabetiker unter Typ-2-Diabetes. Zu den größten Risikofaktoren zählen: Übergewicht, Bewegungsmangel und Stress. Sie stören die Wirkung des Insulins - jenes Hormons, das den Glukosespiegel im Blutkreislauf reguliert. Zudem führen sie zu einer zunehmenden Insulinresistenz, bei der die Körperzellen nicht mehr normal auf den Botenstoff reagieren.
Neben Adipositas gehört auch die Fettleber zu den Hauptrisikofaktoren für Diabetes Typ 2. Soll die Zuckerkrankheit verhindert werden, muss bei Fettleibigen gezielt Gewicht reduziert und Leberfett abgebaut werden. Doch auch Menschen mit Normalgewicht können ein erhöhtes Diabetesrisiko haben.
Behandlungsmöglichkeiten von Typ-2-Diabetes - Typ-2-Diabetes lässt sich in der Regel gut behandeln. Wichtig ist, dass die Therapie dem Patienten angepasst wird. Zunächst muss der Lebensstil geändert werden: Regelmäßige Bewegung, Verzicht auf Zigaretten und eine normale Ernährung gehören dazu. Ist der Blutzucker trotzdem hoch, können Ärzte nach drei bis sechs Monaten Blutzucker senkende Medikamente verschreiben. Erst wenn das nicht hilft, erfolgt eine intensive Therapie mit Insulin oder verschiedenen Diabetesmedikamenten.
Der aktuellen Studie zufolge werden bis 2045 drei von vier Erwachsenen mit Diabetes in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen leben. Derzeit erhalten nur zehn Prozent der in diesen Ländern lebenden Betroffenen eine leitliniengestützte Diabetesversorgung. Unabhängig von den wirtschaftlichen Gesichtspunkten leiden in jedem Land diejenigen, die diskriminiert und ausgegrenzt werden, am meisten und am schlimmsten unter den Folgen von Diabetes. In den USA, wo sich die Belastung durch Typ-2-Diabetes bei jungen Menschen in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt hat, sei die Belastung bei schwarzen oder indigenen amerikanischen Bevölkerungsgruppen am höchsten.
“Diabetes wird eine der entscheidenden Krankheiten dieses Jahrhunderts sein“, schreiben die Studienautorinnen und -autoren. Die Art und Weise, wie die Gesundheitssysteme in den nächsten zwei Jahrzehnten mit Diabetes umgehen, werde die Gesundheit der Bevölkerung und die Lebenserwartung für die kommenden 80 Jahre bestimmen. “Die Welt hat den sozialen Charakter von Diabetes nicht verstanden und das wahre Ausmaß und die Bedrohung durch die Krankheit unterschätzt“, heißt es im “Lancet“.