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Steinzeitpferde waren gescheckt
Baku, den 8. November (AZERTAG). Pferde mit schwarzen Tüpfeln schmücken die Wände einiger steinzeitlicher Höhlen. Doch gab es solche Tiere wirklich? Forscher haben jetzt die fossilen Überreste von Steinzeitpferden untersucht. In den Genen entdeckten sie eine verräterische Mutation.
Die gescheckten Pferde, die in einigen steinzeitlichen Höhlen gemalt wurden, sind einer Studie zufolge keine Phantasiegebilde. Genetische Untersuchungen am Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung haben ergeben, dass in Europa bereits vor mehreren zehntausend Jahren Pferde mit Leopardenmuster existierten.
Bei der genetischen Analyse der fossilen Überreste von insgesamt 31 Pferden fand das Forscherteam um Arne Ludwig bei sechs Tieren eine genetische Mutation. Diese ist bei modernen Hauspferden für das leopardenähnliche Punktmuster verantwortlich, wie es etwa bei den Rassen Knabstrupper, Appaloosa und Noriker vorkommt. Die Wildpferde-Knochen stammten von insgesamt 15 verschiedenen Orten. Wie die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ berichten, konnten sie die genetische Variation allerdings nur bei Funden aus West- und Osteuropa, nicht aber bei Fossilien aus Sibirien und von der Iberischen Halbinsel nachweisen.
Dies steht im Einklang mit zahlreichen prähistorischen Höhlenmalereien in Frankreich. So sind vor etwa 25.000 Jahren die Bilder von getüpfelten Pferden in der Tropfsteinhöhle von Pech-Merle im Südwesten Frankreichs entstanden. Die DNA-Ergebnisse seien nun der erste Nachweis dafür, dass neben schwarzen und braunen Pferden auch diese gepunkteten Tiere tatsächlich existierten. Demnach reflektieren die Zeichnungen vermutlich die reale Umgebung der Menschen.
Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass es sich eher um imaginäre Figuren handelt, die womöglich symbolischen Charakter hatten. Dafür sprach auch die bisher gehegte These, dass derartige Farbvariationen erst im Laufe der Domestizierung des Pferdes entstanden seien. Das widerlegen nun die Ergebnisse der Berliner Forscher. Sie vermuten, dass die Mutation den Pferden einen Vorteil gebracht hat: Die Tiere waren so in schneereichen Gebieten womöglich besser getarnt.