GESELLSCHAFT
WHO warnt vor mutierten Affenpockenviren
Baku, 27. Juni, AZERTAC
„Es ist dringend notwendig, den jüngsten Anstieg der Affenpocken-Fälle in Afrika zu bekämpfen“, sagte Rosamund Lewis, die fachliche Leiterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Affenpocken in einem Briefing am Dienstag.
Auch andere Fachleute sind wegen Mpox, wie die Krankheit offiziell genannt wird, besorgt. In einer schwer zugänglichen Region der Demokratischen Republik Kongo (DRK) breitet sich derzeit ein extrem gefährlicher Typ des verantwortlichen Krankheitserregers aus. Das mutierte Virus tötet in der Provinz Süd-Kivu Kinder, es kommt zu auffallend vielen Fehlgeburten. Der Virustyp sei der aggressivste bisher bekannte – und er könnte sich international ausbreiten, warnen einige Wissenschaftler.
2022: Affenpocken in Europa - Verantwortlich für Mpox ist das Monkeypox-Virus (MPXV) aus der Gattung Orthopoxvirus. Es ist verwandt mit den klassischen Pockenviren (Variola-Virus). Die Erreger können für grippeähnliche Symptome sowie mit Eiter gefüllte Läsionen sorgen. Die meisten Mpox-Fälle verlaufen glimpflich, aber die Krankheit kann tödlich sein, wie sich derzeit in der DRK vermehrt beobachten lässt.
Das Virus ist in Teilen Afrikas seit Jahrzehnten endemisch. In Europa und den USA sorgte eine vergleichsweise milde Version im Jahr 2022 für zahlreiche Erkrankungen. Damals hat die WHO einen öffentlichen Gesundheitsnotstand ausgerufen, der mittlerweile beendet ist.
Der 2022er-Ausbruch wurde durch die genetische Klade IIb verursacht, die eine relativ niedrige Todesrate aufweist. Bei dem aktuellen Ausbruch in der DRK handelt es sich um eine mutierte Form von Mpox der Klade I. Seit 2023 breitet sich dieser Erreger stark aus, erstmals haben Fachleute in dem Jahr eine sexuelle Übertragbarkeit für Klade-I-Viren dokumentiert.
Sterblichkeit bei Kindern: Zehn Prozent - Allein in diesem Jahr wurden bis Ende Mai in der Demokratischen Republik Kongo rund 7850 Mpox-Fälle und 384 Todesfälle gemeldet.
Basierend auf den bisherigen Berichten gehen Ärztinnen und Ärzte davon aus, dass die Sterblichkeit etwa fünf Prozent bei Erwachsenen und zehn Prozent bei Kindern beträgt. In den aktuellen epidemiologischen Berichten entfallen 70 Prozent aller Fälle auf Mädchen und Jungen unter 15 Jahren, heißt es in einem Bericht der Europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC von Anfang April.
Hinzu komme eine hohe Zahl von Fehlgeburten bei Schwangeren, wie John Claude Udahemuka von der Universität Ruanda, der den Ausbruch untersucht, auf einer Pressekonferenz berichtete.
„Es ist zweifellos der gefährlichste aller bekannten Mpox-Stämme, wenn man bedenkt, wie er übertragen wird, wie er sich ausbreitet und welche Symptome er zeigt“, sagte Udahemuka. Laut ihm sollten sich Länder auf die Ausbreitung des Virus vorbereiten: „Jeder sollte in der Lage sein, die Krankheit so früh wie möglich zu erkennen. Aber noch wichtiger ist, dass jeder die lokale Forschung und die lokalen Maßnahmen unterstützt, damit sich das Virus nicht ausbreitet.“
Süd-Kivu liegt an der Grenze zu Burundi und Ruanda und in der Nähe von Uganda. Einheimische reisen häufig zwischen den Ländern hin und her.