WELT
Ägypten feiert - und demonstriert
Baku, den 26. Januar (AZERTAG). Ein Jahr nach Beginn der Revolution haben sich Hunderttausende Ägypter versammelt, eine besondere Rolle spielt auch diesmal der Tahrir-Platz in Kairo. Bis spät in die Nacht demonstrierten die Menschen dort gegen den Militärrat, einige wollen tagelang ausharren.
Der Tahrir-Platz im Herzen Kairos ist voller Menschen, sie schwenken Fahnen, haben ihre Gesichter in den Nationalfarben bemalt und halten Transparente in die Höhe. Vor genau einem Jahr begannen dort die Unruhen, die zum Sturz des verhassten Despoten Husni Mubarak geführt haben. Am Mittwoch, zwölf Monate später, haben hunderttausende Menschen in Kairo, Alexandria, Suez und anderen Städten diesen Jahrestag gefeiert.
Bis in die Nacht hinein nutzten die Menschen auf dem Tahrir-Platz die Situation vor allem auch, um gegen den Militärrat zu demonstrieren. Zwar hat am Montag zum ersten Mal das frei gewählte Parlament getagt, doch viele Ägypter sind besorgt, da das Parlament kaum Befugnisse hat. Stattdessen zieht der mächtige Militärrat hinter den Kulissen die Strippen. Ihn forderten die Demonstranten am Mittwoch auf, seine Macht abzugeben. Zudem kritisierten sie die Muslimbruderschaft, die bei den Wahlen als Sieger hervorgegangen war.
„Ich habe Hoffnung, dass diese Märsche eine Botschaft an die Bruderschaft und den Militärrat senden“, sagte der Aktivist Sahar Abdel-Mohsen, der fünf Kilometer durch Kairo gelaufen war. Ein anderer Aktivist, Attiya Mohammed Attiya, sagte: „Ich bin nicht hier, um zu feiern. Ich bin hier für eine zweite Revolution.“ Der Militärrat sei voller Mubarak-Anhänger. Diese müssten abgesetzt werden.
Der Militärrat weiß um die negative Stimmung in der Bevölkerung. Um eine weitere Revolution abzuwenden, hat er deshalb in den vergangenen Tagen mehrfach Zugeständnisse an die Demonstranten gemacht. Die Generäle erließen beispielsweise eine Amnestie für in den vergangenen Monaten verhaftete Demonstranten und hoben die jahrzehntelang geltenden Notstandsgesetze auf.