WELT
Meuternde Polizei stürzt Präsident der Malediven
Baku, den 7. Februar (AZERTAG). Der Präsident der Malediven Mohamed Nasheed ist zurückgetreten. Er will nach Unruhen mit diesem Schritt die Lage im Land stabilisieren.
Nach wochenlangen Oppositionsprotesten und einer Meuterei der Polizei ist der erste demokratisch gewählte Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed, zurückgetreten. Nur wenige Stunden später wurde sein Stellvertreter Mohamed Waheed zum neuen Staatschef erklärt. Er solle bis zum Ende der ursprünglichen Amtszeit des bisherigen Präsident im November 2013 im Amt bleiben.
Armeesprecher Abdul Raheem Abdul Latheef erklärte, es handle sich bei dem Machtwechsel „absolut nicht“ um einen Staatsstreich.
Maledivische Medien hatten zuvor von einem Putschversuch auf der südasiatischen Inselkette berichtet. Nasheed (44) verkündete seinen Rücktritt als Staats- und Regierungschef in einer Fernsehansprache: „Ich habe das Gefühl, dass mein Verbleiben an der Macht die Probleme nur verschärfen und den Bürgern schaden wird“, sagte er. „Also ist ein Rücktritt die beste Option, die ich habe.“
In einer „Botschaft an das Volk“ auf seiner Homepage rief Waheed - noch in seiner Funktion als Vizepräsident - die staatlichen Institutionen dazu auf, die Verfassung zu achten.
Das Büro des Präsidenten hatte mitgeteilt, die Regierung unternehme alles, um die Lage zu stabilisieren.
Die Spannungen auf den Malediven eskalierten, seit im vergangenen Monat ein Richter festgenommen wurde, der die Freilassung eines Regierungskritikers angeordnet hatte. Der frühere politische Gefangene Nasheed war im November 2008 als erster demokratisch gewählter Präsident der Malediven vereidigt worden. Damit waren 30 Jahre autokratischer Herrschaft auf der Inselkette beendet worden.
Nasheed, ein früherer Menschenrechtsaktivist, hatte die Macht im Jahr 2008 nach den ersten freien Wahlen im Land übernommen. International bekannt wurde er vor allem durch sein Engagement im Kampf gegen den Klimawandel - als Inselstaat sind die Malediven mit etwa 300.000 Einwohnern in besonderem Maße von einem möglichen Anstieg des Meeresspiegels bedroht. Im Jahr 2009 hatte Nasheed mit seinem Kabinett öffentlichkeitswirksam unter Wasser getagt, um auf die Bedrohung aufmerksam zu machen.
Das kleine südasiatische Land besteht aus 1190 Inseln im Indischen Ozean, von denen nur rund 200 bewohnt sind. Tourismus und Fischerei sind die Haupteinnahmequellen der muslimischen Bewohner. Die Malediven sind bei westlichen Urlaubern - und wegen ihrer Korallen- und Fischvielfalt besonders bei Tauchern - sehr beliebt.