WELT
Chinas Schüler erhalten eine Lektion aus dem All
Baku, den 20. Juni (AZERTAG). Chinas Taikonauten werden wie Helden gefeiert. Per Liveschaltung gab es jetzt für Millionen Schüler im Land eine Physiklektion aus dem Weltall. Ein symbolischer Akt auf dem Weg zur Super-Raumfahrtnation.
Für Millionen chinesische Schüler hat es am Donnerstag einen besonders anschaulichen Unterricht zum Thema Schwerelosigkeit gegeben. Die Taikonautin Wang Yaping, die vergangene Woche zu einer Mission ins All aufgebrochen war, machte die Schüler per Videoübertragung aus dem Forschungsmodul „Tiangong 1“ mit den physikalischen Phänomenen des Weltraums vertraut.
Rund 50 Minuten lang zeigte die 33-Jährige Grundprinzipien der Schwerelosigkeit und beantworteten Fragen, wie man im All lebt, arbeitet und fit bleibt. Der staatliche Fernsehsender CCTV übertrug die Unterrichtsstunde.
In der Mini-Raumstation ließ Wang Yaping kleine Wassertropfen durch den schwerelosen Raum schweben, zeigte, wie ein Pendel bewegungslos in der Luft stehen blieb, und bewegte ihre männlichen Kollegen mit Leichtigkeit durch die Schwerelosigkeit.
Unterricht von Millionen Schülern verfolgt - Mehr als 60 Millionen Schüler und Lehrer verfolgten die Schulstunde aus dem All vor den Fernsehern, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. An etwa 80.000 Schulen im Land wurden die Lektionen von Wang Yaping übertragen.
Einige Schüler durften der Taikonautin direkt Fragen stellen. „Können sie denn aus dem Fenster auch Müll im Weltall sehen?“, wollte eine Schülerin wissen. „Noch haben wir keinen gesehen, aber Müll ist im All ein großes Problem“, antwortete Wang Yaping.
Mit Wang ist zum zweiten Mal eine chinesische Taikonautin an Bord eines Raumschiffes. Mit ihren zwei Kollegen soll sie 15 Tage unterwegs sein, der längste Flug der jungen Raumfahrernation China. Das Raummodul „Tiangong 1“ kreist seit 2011 um die Erde. Die Taikonauten werden etwa zwölf Tage in dem „Himmelspalast“ wohnen.
Die Experimente auf dem fünften bemannten Raumflug Chinas sind wichtige Voraussetzungen für den Bau einer eigenen chinesischen Raumstation, der bis 2020 geplant ist. China wäre dann die einzige Nation, die einen ständigen Außenposten im All hätte, da die Internationale Raumstation ISS ausläuft.
Chinas ambitioniertes Raumprogramm -
Das Raumfahrtprogramm des Landes hängt zwar technisch noch hinter den Programmen der USA und Russlands zurück, wird jedoch mit großem Ehrgeiz verfolgt. In diesem Jahr will das Land eine Sonde auf dem Mond landen. Zudem baut das Land derzeit ein eigenes Satellitennetz für ein unabhängiges, weltumspannendes Navigationssystem auf.
Ursprünglich sollte die US-Amerikanerin Christa McAuliffe 1986 die erste Unterrichtsstunde aus dem All geben. Aber nur 73 Sekunden nach dem Start explodiert die US-Raumfähre „Challenger“ am 28. Januar 1986 und stürzt in den Atlantik.
Lehrerin McAuliffe und die anderen sechs Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Unglücksursache war eine fehlerhafte Dichtung zwischen Segmenten einer Antriebsrakete.