WELT
Langweiler mit preußischen Tugenden leben länger
Baku, den 31. Januar (AZERTAG). Ernährung und Sport sind überbewertet, wichtiger ist die Persönlichkeit. Vor allem disziplinierte und zielstrebige Menschen erreichen ein Methusalem-Alter.
Der Mensch wird - zumindest in den Wohlstandsgesellschaften - älter als je zuvor. Dennoch gibt es auch viele, die es nicht bis dahin schaffen. Warum also ist die Lebenserwartung so unterschiedlich? Liegt es an den Genen, der Ernährung, der körperlichen Bewegung oder an der finanziellen Ausstattung?
Die US-Forscher Howard Friedman und Leslie Martin sind dieser Frage nachgegangen und legen die Ergebnisse jetzt in einem Buch vor: „Die Long-Life-Formel“ (Beltz-Verlag). Demnach sind es neben einem günstigen sozialen Umfeld vor allem Disziplin und Zielstrebigkeit, die uns ein Methusalem-Alter erreichen lassen.
Friedman und Martin arbeiten an der University of California, doch ihre Studie ist auf mehrere Forschergenerationen angelegt. „Die besten Ergebnisse erhält man bei einer Studie zur Lebenserwartung, wenn man die daran beteiligten Personen ihr ganzes Leben lang begleitet“, so die beiden Psychologen. Dazu reicht ein einzelnes Forscherleben aber nicht aus. Friedman und Martin haben deshalb ein Projekt weitergeführt, das seit 1921 die Lebensumstände von etwa 1500 US-Amerikanern beobachtet.
Begründet wurde es von Lewis Terman, einem Psychologen der Stanford University. Ihn ärgerte seinerzeit, dass in den USA weithin die Theorie vertreten wurde, wonach intelligente Menschen, weil sie zu gehemmt und neurotisch sind, ungesünder seien als andere mit niedrigem Intelligenzquotienten. Er sah, dass Eltern ihren Kindern die Bücher wegnahmen und hinaus zum Spielen schickten.
Terman, der auf IQ-Forschung spezialisiert war, ertrug das nicht. Er beschloss, eine eigene Studie einzuleiten. Dazu rekrutierte er 1528 Grundschulkinder mit einem IQ von über 135 Punkten, um detaillierte Daten zu Gesundheit, Familiengeschichte und Alltag zu sammeln.