WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Milliarden für Mars-Mission–Überleben ungewiss
Baku, den 7. Mai (AZERTAG). Die Nasa will alle verfügbaren Mittel für einen bemannten Flug zum Mars mobilisieren. Doch fraglich ist immer noch, ob Astronauten dem jahrelangen Aufenthalt im All überhaupt gewachsen sind.
Die US-Weltraumbehörde Nasa will in den kommenden Jahren alle verfügbaren Mittel für bemannte Missionen zum Mars mobilisieren. „Eine bemannte Mission zum Mars ist für die Menschheit derzeit das Fernziel in unserem Sonnensystem“, sagte Nasa-Chef Charles Bolden zum Auftakt einer dreitägigen Konferenz zum Thema an der Universität von Washington. Für die Nasa habe eine solche Mission bis zum Jahr 2030 daher „Priorität“.
Indem er als Nasa-Budget für das kommende Jahr 17,7 Milliarden Dollar (gut 13,5 Milliarden Euro) vorgeschlagen habe, mache US-Präsident Barack Obama deutlich, dass er „eine dynamische und koordinierte Strategie für die Erforschung des Mars“ unterstütze, sagte Bolden weiter.
Als weiteres zentrales Ziel nannte Bolden die Entwicklung eines Raumschiffs, das es Menschen überhaupt erlaubt, die Strecke bis zum Mars zurückzulegen. Die Nasa wolle nun aber zuerst testen, wie sich die Schwerelosigkeit auf längere Dauer auf den menschlichen Körper auswirke.
Bisher bleiben Astronauten aus aller Welt bis zu sechs Monate auf der Internationalen Raumstation. Doch allein der Hinflug zum Mars dauert 500 bis 600 Tage. Zwei Veteranen sollen nun herausfinden, wie der menschliche Körper auf Dauer Schwerelosigkeit erträgt.
Weltraum-Veteranen machen den Test - Der Amerikaner Scott Kelly und der Russe Michail Kornijenko werden vom Frühjahr 2015 an ein Jahr lang auf der Internationalen Raumstation verbringen. Beide sind erfahrene, aber auch schon, relativ gesehen, betagte Raumfahrer. Kelly wird beim Start 51 sein. Sein Kollege Kornijenko ist sogar noch vier Jahre älter.
Das zweijährige Training für die Mission beginnt 2013. Die Langzeitmission geht auf eine Initiative der Russen zurück. Die Ergebnisse sollen Aufschluss über die Arbeitsfähigkeit der Besatzungen und Risiken bei künftigen Flügen zu Asteroiden und letztlich zum Mars geben.
Eine Untersuchung von 27 Astronauten, die durchschnittlich 108 Tage an Bord der ISS oder eines Space Shuttle verbracht hatten, hat indessen bereits gezeigt, dass längere Aufenthalte in der Schwerelosigkeit bei Raumfahrern Veränderungen an Augen und Gehirn verursachen können.
Im Schädel steigt der Hirnwasserdruck - Forscher an der University of Texas haben herausgefunden, dass die Veränderungen der sogenannten intrakraniellen Hypertension ähneln. Bei diesem Problem, das vor allem übergewichtige Frauen betrifft, steigt im Schädel aus bisher ungeklärten Gründen der Hirnwasserdruck. Dies kann etwa Kopfschmerzen auslösen oder die Sehnerven schädigen.
Bisher war bereits bekannt, dass Aufenthalte im Weltraum die Knochendichte und die Muskelmasse schwinden lassen. Nun untersuchten Forscher Gehirn und Augen von Raumfahrern per Magnetresonanztomographie (MRT). Auffällige Befunde fanden sie vor allem bei jenen Astronauten, die mehr als 30 Tage hintereinander in Schwerelosigkeit verbrachten.
Für die Sehnerven extrem schädlich - Bei jedem Dritten hatte sich die Hirnflüssigkeit im Bereich der Sehnerven ausgedehnt, bei gut jedem Fünften war die Rückseite des Augapfels abgeflacht und bei etwa jedem Siebten war der Sehnerv ausgewölbt.
Außerdem fanden die Forscher bei elf Prozent dieser Raumfahrer Veränderungen der Hirnanhangdrüse, in der verschiedene Hormone gebildet und gespeichert werden. Die Auffälligkeiten könnten die Dauer von Reisen im Weltraum begrenzen, erklärte die an der Studie beteiligten Forscher.
Ob der Mensch physisch und psychisch stark genug ist, um zum Mars zu fliegen, muss sich also erst noch herausstellen. Die bisherigen Befunde lassen Zweifel aufkommen.
Bisher wurden lediglich unbemannte Roboterfahrzeuge zum Mars geschickt. Zuletzt landete im August 2012 der Nasa-Forschungsroboter „Curiosity“ auf dem Roten Planeten. Er soll dort nach Spuren von Leben und somit vor allem von Wasser suchen.