Chefverhandler der nächsten Klimakonferenz Yalchin Rafiyev im Interview mit der „Presse“

Baku, 13. Juli, AZERTAC
Die überregionale österreichische Tageszeitung „Die Presse” hat Yalchin Rafiyev, den Chefverhandler der kommenden Klimakonferenz COP29 in Aserbaidschan interviewt. Das Interview mit Yalchin Rafiyev wurde von Matthias Auer, der Klimaberichterstattung der „Presse“ leitet, geführt.
Im Interview wird darauf hingewiesen, dass der Mangel an Geld den Kampf gegen die Erderwärmung ausbremst. Chefverhandler Yalchin Rafiyev verwies in seinem Interview mit der „Presse” darauf, dass die Klimakonferenz COP29 in Baku das ändern soll. Er hofft und erklärt im Interview, wie Gastgeber Aserbaidschan das Klima schonen und trotzdem mehr Gas für Europa aus der Erde holen will.
„Wenn wir als Land mit vielen fossilen Brennstoffen die COP ausrichten, erfordert das auch großen Mut. Uns war klar, dass wir viel mehr unternehmen müssen und das auch schneller tun müssen, um zu zeigen, dass Aserbaidschan sich der Energiewende verpflichtet fühlt.
Als Antwort auf die Frage der „Presse“ „Wann wäre die COP29 in Baku für Sie ein Erfolg? “, sagte Yalchin Rafiyev so: “„Die größte Erwartung ist, die letzten Fragen hinsichtlich der internationalen Klimafinanzierung zu klären. Es braucht neue Regeln dafür, wie reichere Staaten den Ärmeren unter die Arme greifen, um den Kampf gegen die Erderwärmung auch dort zu ermöglichen. Das ist unsere kollektive Verantwortung. Baku wird zum Lackmustest für das Pariser Abkommen. Wenn wir es am Leben erhalten wollen, müssen wir klären, wie wir Klimaschutz künftig finanzieren wollen. Ansonsten wird jeder anfangen, die Legitimität der internationalen Klimakonferenzen infrage zu stellen.”
Hervorgehoben wurde, dass kein Land genug tut, um die Klimakrise zu bewältigen, und die meisten nicht einmal genug versprechen. Der Chefverhandler der nächsten Klimakonferenz beantwortete auf die Frage der „Presse“„ Was ist hier der aktuelle Stand? Bringt uns Baku näher an das 1,5-Grad-Ziel?” folgendermaßen:
„Natürlich gibt es eine ständige Erwartung an jede COP, die Ambitionen zu erhöhen. Denn wir befinden uns in einer sehr akuten Klimakrise, die dringende Maßnahmen erfordert. Aber wir können ewig unsere Ambitionen erhöhen, ohne die Mittel zur Umsetzung wird das bei den Entwicklungsländern wenig bewegen. Darum ist unser Anspruch, dass wir nicht nur die Ziele nachbessern, sondern auch die Mittel zur Umsetzung bereitstellen. Da geht es um Geld und um Technologie.”
Im Interview wurde auch eigene Klimaverpflichtung Aserbaidschans angesprochen. Chefverhandler Yalchin Rafiyev beantwortete die Frage der „Presse“ „Wird Aserbaidschan als Gastgeberland seine eigene Klimaverpflichtung dennoch erhöhen?” so:
„Aserbaidschan arbeitet derzeit daran, seine Ziele zu messen und zu aktualisieren. Die Zusage von Socar (staatlicher Ölkonzern, Anm.), bis 2050 netto null Emissionen zu erreichen, ist ein bedeutender Schritt dabei. Wir sind bestrebt, den Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen und zusätzliche Finanzierungsquellen zu sichern.
Die Erweiterung unserer Erdgasindustrie wird durch die Nachfrage aus Europa und die geopolitischen Umstände angetrieben. Wir investieren auch erheblich mehr in erneuerbare Energien und zeigen so, dass beides möglich ist. Eines aus geopolitischer Notwendigkeit und eines, weil wir uns der Transformation verpflichtet fühlen.”
In seiner Antwort auf die Frage „Derzeit treiben vor allem China, die USA und Europa die Investitionen in saubere Energie an. Der Rest der Welt bleibt weitgehend fossil. Liegt das nur am Geld?”, sagte Yalchin Rafiyev: „Aserbaidschan arbeitet derzeit daran, seine Ziele zu messen und zu Der Mangel an Geld ist ein bedeutender Grund dafür, dass Länder zögern oder nicht in der Lage sind, die Anforderungen zu erfüllen. Investitionen sind besonders wichtig in Entwicklungsländern, wo ein erhebliches Potenzial für Solarenergie besteht, aber aufgrund wahrgenommener Risiken wenig investiert wird. Die COP29 zielt darauf ab, Investitionen in diese Regionen zu fördern. 2022 haben die Industrienationen erstmals die versprochenen 100 Milliarden Dollar an die ärmeren Staaten bezahlt, aber das wird in Zukunft nicht reichen.”
Was die Fagen der „Presse” „Wie viele Besucher erwarten Sie in Baku und wie laufen die Vorbereitungen?” betrifft, sagte der Chefverhandler der nächsten Klimakonferenz so: „Wir wissen noch nicht, wie viele Teilnehmer kommen werden. Das entscheidet sich je nachdem, wie wir das Programm – nach den Wünschen der Nationen – gestalten werden. Wir wollen uns auch nicht mit früheren oder künftigen COPs vergleichen. Die Vorbereitungen laufen jedenfalls gut. Aserbaidschan hat schon große Veranstaltungen ausgerichtet. Der Veranstaltungsort, das Baku-Stadion, ist gut ausgestattet, um den Bedürfnissen der Veranstaltung gerecht zu werden.”