Die unglaublichste Aufholjagd der Formel-1-Geschichte

Baku, 28. März, AZERTAC
Am 27. März 1985 gelingt John Watson und Niki Lauda eine einmalige Leistung in der Geschichte der Formel 1. Beim Großen Preis der USA West feiern die beiden McLaren-Ford-Piloten einen Doppelsieg - nachdem sie von den Plätzen 22 und 23 ins Rennen gegangen waren. Eine Husarenfahrt, die bis heute ihresgleichen sucht.
Es war eine Kombination aus waghalsigen Überholmanövern, glücklichen Fügungen im Rennverlauf und deutlich verbesserten Reifen bei den beiden Piloten, die dem McLaren-Team den ersten Doppelsieg seit 15 Jahren und den zweiten überhaupt bescherten.
Das Wochenende zum zweiten WM-Lauf der Saison 1983 begann für den englischen Rennstall denkbar schlecht. Das Team aus Woking hatte große Probleme mit seinen Michelin-Reifen, kam in den Trainings und im Qualifying überhaupt nicht auf Touren.
Die Formel-1-Saison 1983 in der sport.de-Datenbank - Der französische Reifenhersteller hatte eine Mischung bereitgestellt, die vor allem den Teams zugute kamen, welche bereits auf Turbomotoren zurückgriffen - allen voran Renault und Brabham. McLaren gehörte zu Saisonbeginn noch nicht dazu, sondern fuhr vor allem zum Unmut des Technikfanatikers Niki Lauda noch mit leistungsmäßig unterlegenen Ford-Saugmotoren.
Das Team hatte mit den leichteren, nicht vollgetankten Fahrzeugen am Samstag immer wieder große Probleme, auf Temperatur und Geschwindigkeit zu kommen, wie AZERTAC unter Berufung auf sport.de berichtete.
Nur die Plätze 22 und 23 in der Startaufstellung - Mit einem riesengroßen Rückstand von vier Sekunden auf Polesetter Patrick Tambay im Ferrari qualifizierten sich die beiden Altmeister nur auf den Plätzen 22 und 23 für die Startaufstellung am Rennsonntag. Die direkte Konkurrenz von Ferrari, Williams oder Lotus auf Goodyear beziehungsweise Pirelli-Pneus hatte deutlich weniger Probleme auf dem umgebauten Long Beach Grand Prix Circuit, der in den Achtzigerjahren auch als das "Monte Carlo der USA" galt.
Fast vom Ende des Feldes startend, brauchten die McLaren dann einige Zeit, um auf Touren zu kommen. Dann wurden Watson und Lauda aber immer schneller und pflügten fast im Gleichschritt durch das Feld. Einer nach dem anderen wurde von den rot-weißen Autos lockerleicht überholt, sodass das Duo schon nach 28 von 75 Rennrunden auf den Plätzen drei und vier auftauchte.
Star-Pilot und Doppelweltmeister Niki Lauda zog dann sogar für einige Runden an John Watson im teaminternen Duell vorbei, beide setzten ihre Aufholjagd gemeinsam fort. Nachdem sich dann noch die Führenden Riccardo Patrese und Jacques Laffite nach Fahrfehlern und Problemen mit ihren Fahrzeugen selbst in Bedrängnis brachten, war der Weg an der Spitze frei für die McLarens.
John Watson: "Auf einmal lag ich vorne" - Souverän in Führung liegend, forderte John Watson die eigentliche Nummer eins im Team nochmals heraus: "Ich hatte mich entschieden, ihn dieses Mal zu schlagen und ihn zu überholen. Also hab ich es versucht", erinnerte sich Watson Jahre später in einem TV-Interview.
Watson erzählte weiter: "Auf einmal lag ich vorne. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er nochmal zurückschlägt. Aber da kam nichts mehr." Lauda gab, späteren Aussagen zufolge von Krämpfen in seinem rechten Bein geplagt, die Verfolgung vorzeitig auf und zeigte sich mit Platz zwei zufrieden.
John Watson aber kam mit fast einer halben Minute Vorsprung auf seinen Teamkollegen ins Ziel und feierte den größten Grand-Prix-Erfolg seiner Karriere. Es sollte gleichzeitig der letzte von insgesamt fünf Rennsiegen für den Nordiren gewesen sein. Bis heute gilt die Husarenfahrt des McLaren-Duos als die größte Aufholjagd der Formel-1-Geschichte.