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FIDE-Boss bläst zum Gegenangriff

Baku, 8. Februar, AZERTAC
Nächste Runde im großen Schach-Zoff: Nachdem Superstar Magnus Carlsen den mächtigsten Mann des Schach-Weltverbandes FIDE öffentlich nach einem Rücktritt fragt, schießt das Verbandsoberhaupt zurück. Im Streit mit Freestyle Chess wird unterdessen eine vorläufige Lösung gefunden.
Der Streit zwischen dem Schach-Weltverband FIDE und der Organisation Freestyle Chess geht in die nächste Runde. Freestyle-Mit-Gründer Jan Henric Buettner hatte in einem öffentlichen Statement eine Klage gegen die FIDE angekündigt, die die Frage beantworten soll, ob Freestyle Chess künftig einen "World Champion" in der Variante Fischer-Random-Chess küren darf.
Weil bis zur Beantwortung dieser Frage einige Zeit (vermutlich mehrere Monate) vergehen wird, hat Freestyle Chess im "World Champion"-Streit mit dem Verband einen strategischen Rückzieher gemacht. So verkündete Buettner, dass man in diesem Jahr freiwillig auf die Bezeichnung verzichten werde, um die Spieler nicht in die Bredouille zu bringen.
FIDE zwingt Schach-Stars zur Vertragsunterschrift - Für diese Bredouille hatte die FIDE gesorgt, die von den Profis forderte, einen Vertrag zu unterschreiben, in dem sie sich bereiterklären sollten, nicht an einer "World Championship" teilzunehmen, die nicht von der FIDE organsiert und veranstaltet wird. Durch den Freestyle-Rückzieher ist nun auch der umstrittene Vertrag nicht mehr notwendig. Am Dienstag teilte der Weltverband mit: "Nach dieser Änderung müssen Spieler, die an der Freestyle Chess Tour 2025 teilnehmen wollen, die Verzichtserklärung nicht mehr unterschreiben."
Ruhe ist im Streit der beiden Parteien damit aber nur vorläufig eingekehrt. Längst ist klar, dass die Gräben so tief sind, dass es kein friedliches Remis mehr geben wird.
Dafür hatte unter anderem auch Superstar Magnus Carlsen in dieser Woche gesorgt. Der Norweger erhob öffentlich schwere Vorwürfe gegen FIDE-Chef Arkady Dvorkovich und forderte indirekt dessen sofortigen Rücktritt. Diese Forderung kam bei Dvorkovich nicht gut an.
FIDE-Chef wirft Magnus Carlsen Erpressung vor - "Für mich fühlt sich das wie Erpressung an", sagte der FIDE-Chef gegenüber "NRK". Er habe gegenüber Carlsen und anderen Spielern lediglich versichert, dass sie nicht sanktioniert werden, wenn sie an der Freestyle-Tour 2025 teilnehmen. "Das war mein Versprechen und das halte sich", sagte das Verbandsoberhaupt, das die Bezeichnung "World Champion" in seiner Antwort nicht in den Mund nahm.
Was Dvorkovich aber sagte: "Sie [Freestyle Chess] werden öffentlich weiter behaupten, dass sie den Schach-Sport besitzen und die FIDE daran nichts ändern kann. Und das ist inakzeptabel. Der einzige Weg, wie wir zu einer Übereinkunft kommen, ist, dass die FIDE der führende Kopf des Schach-Sports bleibt. Wir können es zusammen mit Freestyle machen, aber wir werden die Kontrolle nicht abgeben. Sie haben diese Vereinbarung nicht akzeptiert."
Die Freestyle-Seite - und mit ihr zahlreiche Top-Spieler - sieht das anders. Und weil das so ist, werden in den kommenden Wochen und Monaten Anwälte und Gerichte feststellen müssen, welche der beiden Parteien als Sieger aus dem Streit hervorgeht.