GESELLSCHAFT
40 Prozent aller Krebsfälle sind vermeidbar
Baku, den 8. Dezember (AZERTAG). Nicht nur Rauchen, fettreiche Ernährung und Alkohol können Tumore auslösen. Auch Sonnenbäder, Salz in der Suppe und Infektionen schaffen vermeidbaren Nährboden für Krebszellen. Das zeigt eine aktuelle Studie. Das eigene Verhalten wird dem Menschen demnach immer öfter zum Verhängnis.
Eigentlich hat jeder Mensch die Wahl. Er kann rauchen oder nicht, Alkohol trinken oder es lassen, Chips essen oder Karottenschnitze knabbern, durch den Wald joggen oder auf der Couch sitzen. Alle einzelnen Entscheidungen haben in der Summe weitreichende Konsequenzen, wie eine britische Sammlung von Übersichtsarbeiten jetzt zusammenfasst: Demnach lassen sich rund 40 Prozent aller Tumore auf vermeidbare Faktoren im Lebensstil zurückführen.
Der wichtigste und bekannteste Risikofaktor ist das Rauchen. Den Analysen von Max Parkin vom Center for Cancer Prevention an der Queen Mary University of London zufolge ist Tabakkonsum für 23 Prozent aller Krebsfälle bei Männern und mehr als 15 Prozent aller Tumorerkrankungen bei Frauen verantwortlich. Denn nicht nur in den Lungen entstehen Krebszellen, auch in zahlreichen anderen Organen können 90 erwiesenermaßen krebserregende Substanzen aus dem Tabakrauch Tumorwachstum auslösen.
Der Mangel an Früchten und Gemüse sowie der übermäßige Verzehr von Fleisch und Salz sollen für mehr als neun Prozent aller Krebsfälle verantwortlich sein. Übergewicht und Fettleibigkeit bedingen den Berechnungen zufolge 5,5 Prozent aller Tumore. Auch fehlende Bewegung, UV-Licht, Infektionen und berufsbedingte Risiken schlagen gefährdend zu Buche.
„Viele Menschen glauben, dass Krebs ein Schicksal ist oder in den Genen liegt“, sagt Studienautor Parkin, „und dass das Los entscheidet, ob sie einen Tumor kriegen.“ Die vorliegenden Ergebnisse zeigen jedoch eine andere Tendenz. Für Frauen und Männer ergaben sich dabei offensichtliche Unterschiede: Während Rauchen bei beiden Geschlechtern häufig zu Krebserkrankungen führt, ist für Männer vor allem der Mangel an vitamin- und mineralstoffreichem Obst und Gemüse ein wichtiger Faktor für die Tumorentstehung ebenso wie erhöhter Alkoholkonsum. Bei Frauen ist es vor allem das Übergewicht. „Wir hatten nicht erwartet, dass der Verzehr von Obst und Gemüse für Männer so wichtig ist für den Schutz vor Krebs“, so Parkin. „Und es hat uns überrascht, dass Übergewicht bei Frauen riskanter ist als Alkoholkonsum.“ Und noch andere Resultate halten die Forscher für wenig verbreitet:
Dass Übergewicht Darm-, Gebärmutter-, Speiseröhren- und Nierenkrebs auslösen kann, ist allgemein bekannt. Dass den Analysen zufolge jedoch auch eine von zehn Brustkrebserkrankungen durch Übergewicht entsteht, ist weniger verbreitet.
-Rauchen führt nicht nur zu Lungenkrebs, sondern fördert auch das Wachstum von Tumorzellen in Mund, Kehlkopf, Rachen, Magen, in der Speiseröhre und in der Harnblase.
-Der Mangel an Vitaminen und Mineralien erhöht das Risiko für einen Tumor in der Speiseröhre mehr als Alkoholkonsum.
-Ein erhöhter Salzgehalt in der Nahrung schafft eine Grundlage für Krebszellen im Magen.
-Einer von 25 Krebsfällen soll aufgrund von schädlichen Einflüssen bei der Arbeit entstehen.
-Gebärmutterhalskrebs lässt sich in vielen Fällen vermeiden, wenn sich Frauen vor einer Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) schützen.