GESELLSCHAFT
Bauanleitung von Supervirus wird geheim gehalten
Baku, den 5. Dezember (AZERTAG).In Rotterdam hat ein Wissenschaftler ein extrem gefährliches Grippevirus gezüchtet. Nun fragt sich die Forschergemeinde: Darf man eine solche Studie überhaupt veröffentlichen?
Ein Virus bereitet der Forschungsgemeinde Kopfschmerzen. Der niederländische Virologe Ron Fouchier hat es gezüchtet. Es soll sich um einen der gefährlichsten Erreger handeln, den die Welt je gesehen hat: Ein Vogelgrippevirus, mit dem Ausbreitungspotenzial des Schweinegrippeerregers.
Wenn dieses Virus in die falschen Hände geriete, könnte es womöglich als biologische Waffe eingesetzt werden. In der Fachsprache heißen solche wissenschaftlichen Arbeiten „dual-use“, also mit doppeltem Verwendungszweck. Doch ob das Virus tatsächlich in diese Kategorie fällt, ist nur eine Vermutung.
Denn was genau der Forscher der Erasmus Universität in Rotterdam erschaffen hat, weiß keiner so genau. Die Informationen sind unter Verschluss. Fouchier und sein Team wollten ihre Erkenntnisse publizieren und reichten die Studie beim Fachmagazin „Science“ ein. Doch den Redakteuren war die Sache zu heikel. Nun liegt der Artikel dem amerikanischen National Science Advisory Board (NSABB) vor, einem Komitee der US-Gesundheitsbehörde National Institutes of Health (NIH).
Niemand aus Fouchiers Labor möchte über die Studie sprechen. Sie warten das Ergebnis der Diskussion des Komitees ab, heißt es von einer Mitarbeiterin des Labors. Wann dieses Ergebnis kommt, ist noch offen.
Die Gruppe aus Experten und Regierungsmitgliedern des NSABB prüft, ob die Informationen zu gefährlich sind, um sie zu veröffentlichen. Nach Angaben des Wissenschaftsblogs „Science Insider“ soll dem Komitee eine weitere Studie vorliegen: Der Virologe Yoshihiro Kawaoka von der University of Wisconsin in Madison und der University of Tokyo beschreibe in ihr die Züchtung eines ähnlich gefährlichen Virus.