GESELLSCHAFT
Der tägliche Kampf gegen die Tuberkulose
Baku, den 24. März (AZERTAG). Russland gehört zu den Ländern, in denen die Tuberkulose nach wie vor auf dem Vormarsch ist. Die schlechte Versorgungslage auf dem Land und eine häufige Doppelinfektion mit HIV machen den Kampf gegen TB so schwierig.
Die Statistiken der WHO für Russland sind nach wie vor alarmierend: Die geschätzte Zahl der Neuerkrankungen lag 2010 bei über 100 pro 100.000 Einwohner. Im Vergleich: In Deutschland erkrankten laut WHO im gleichen Jahr fünf von 100.000 Menschen, die Sterblichkeitsrate liegt laut WHO bei 0,25 Prozent - in Russland bei 18 Prozent.
Antibiotika gegen Tuberkulose helfen oft nicht mehr
Es sind vor allem die östlichen Regionen Russlands jenseits des Uralgebirges, in denen es zu Neuerkrankungen mit Tuberkulose kommt. Dort sind die Leute ärmer, die ärztliche Versorgung ist schlechter. Erst wenn es Russland gelinge, zum Wohlstand der hoch entwickelten Länder aufzuschließen, stünden die Chancen im Kampf gegen die Tuberkulose besser. Dennoch ist auch die russische Mittelschicht betroffen.
In russischen Gefängnissen tritt Tuberkulose sehr häufig auf.
Vor allem in den 1990er-Jahren, direkt nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, als in weiten Teilen Russlands Chaos und Armut herrschten, verdreifachte sich die Zahl der Tuberkulose-Infektionen. Nun hat sie sich eingependelt - auch weil die russische Regierung die Gefahr einer Epidemie erkannt hat und mehr Geld investiert in Vorsorge und Versorgung. Eine Brutstätte für Tuberkulose bleiben jedoch die oft überfüllten russischen Gefängnisse und Strafkolonien des Landes.
Zwei weitere Faktoren erschweren die Lage erheblich: Russland hat eine hohe HIV-Rate - und bei Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind, ist die Gefahr, an Tuberkulose zu erkranken, besonders hoch. Außerdem sind gerade in Russland viele Tuberkulose-Patienten mit Bakterienstämmen infiziert, gegen die die wichtigsten Tuberkulose-Antibiotika nicht mehr helfen.
Solche Resistenzen entstehen, wenn Medikamente beispielsweise unregelmäßig oder nicht lange genug eingenommen werden; sei es aus Unwissenheit, Nachlässigkeit oder aufgrund von Versorgungsengpässen. Alle drei Faktoren wirken in Russland seit fast 20 Jahren zusammen.
Doch im Vergleich zu vielen anderen Orten in Russland, an denen ein zu nachlässiger Umgang mit Tuberkulose herrscht, ist das Institut in der Hauptstadt nicht mehr als eine moderne Insel im Kampf gegen die Krankheit. Laut Statistik stirbt immer noch jeder fünfte an Tuberkulose erkrankte Russe an der Krankheit, die in so vielen anderen europäischen Ländern eher als selten gilt.