WIRTSCHAFT
Japan will bei EU-Auktion zuschlagen
Baku, den 8. Januar (AZERTAG). Bei der ersten Anleiheauktion des Euro-Rettungsfonds ESM will Japan im großen Stil einkaufen. Um Europa zu helfen - und die eigene Währung zu schwächen. Experten werten den Kauf als politischen Trick.
Der japanische Finanzminister Taro Aso macht Ernst. Die Regierung will bei der ersten Anleiheemission des neuen EU-Rettungsfonds ESM zuschlagen. Aso sagte, sein Land wolle helfen, die Finanzstabilität in Europa zu sichern. Japan werde sich kontinuierlich bei ESM-Anleiheemissionen beteiligen. Dabei dürften Japans eigene Interessen jedoch im Vordergrund stehen: Mit den Anleihekäufen lösen die neuen Machthaber ihr Wahlkampfversprechen ein, die japanische Währung Yen zu schwächen.
Trotz leichter Verluste in den letzten Wochen ist der Wechselkurs des Yen im Vergleich zu vielen wichtigen Währungen immer noch sehr hoch. Ein starker Yen belastet die exportorientierte Wirtschaft Japans, weil japanische Waren auf dem Weltmarkt teurer werden. Hinzu kommt der Inselstreit mit China und der damit einhergehende Boykott zahlreicher japanischer Waren durch chinesische Abnehmer.
Der ESM hat den bisherigen EFSF abgelöst und soll helfen, die europäische Schuldenkrise zu bewältigen. Staaten, die finanzielle Hilfe benötigen, können sich - gegen Auflagen - günstig refinanzieren. Japan hat bislang EFSF-Bonds im Volumen von rund sieben Milliarden Euro gekauft. Dies entspricht einem Anteil von rund 6,7 Prozent aller ausgegeben Anleihen des Fonds.
Finanzierung durch Fremdwährung-Zur Finanzierung will die Regierung allerdings nicht auf japanische Yen zurückgreifen, sondern die Fremdwährungsbestände des Landes nutzen. Experten werten dies als Schritt, internationaler Kritik vorzubeugen. Denn direkte Interventionen an den Devisenmärkten gelten als nicht gerne gesehen und könnten sogar Gegenmaßnahmen anderer Staaten provozieren.
Beobachter werten die Finanzierung der Anleihekäufe durch Fremdwährungsbestände als politischen Kniff. „Das ist insofern politisch geschickt, da solche Käufe in Europa sicherlich willkommen sein dürften“, sagte Devisenexperte Lutz Karpowitz von der Commerzbank. Da die ESM-Bonds nicht mit eigener Währung, sondern mit Devisen bezahlt werden sollen, dürften die Auswirkungen auf den Yen-Kurs begrenzt bleiben. Schließlich werden japanische Yen durch die Transaktion nicht verkauft, sondern letztlich der Bestand an Fremdwährung umgeschichtet.
Japan selbst ist hochverschuldet. Das drittgrößte Industrieland der Welt lebt seit Jahren auf Pump. Rund elf Billionen Euro Schulden haben die japanischen Regierungen in den letzten Jahren angehäuft. Das entspricht 230 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Damit übertrifft der Inselstaat selbst Griechenland, das mit 165 Prozent des BIP verschuldet ist.