GESELLSCHAFT
Verhütungsmittel erhöhen Risiko für HIV-Infektion
Baku, den 5. Oktober (AZERTAG). Es ist eine Zwickmühle: Einerseits verbessert die Verhütung durch Hormone die Gesundheit von Frauen in Afrika. Denn ungewollte Schwangerschaften sind in zahlreichen Fällen verantwortlich für Blutungen, Infektionen und auch Todesfälle. Es gibt aber auch eine Kehrseite der Medaille: Offenbar kann die hormonelle Familienplanung das Risiko für HIV-negative Menschen verdoppeln, sich mit dem Virus zu infizieren. Das ist das Ergebnis einer Studie mit knapp 3800 afrikanischen Paaren, von denen nur ein Partner mit dem HI-Virus infiziert war.
In Afrika ist vor allem die Verhütung durch Hormonspritzen beliebt: Die vergleichsweise einfache Methode etwa mit dem Depotpräparat DMPA ermöglicht es den Frauen, sich ohne tägliches Pillenschlucken vor einer Schwangerschaft zu schützen. Rund zwölf Millionen Frauen, das sind etwa sechs Prozent der 15- bis 49-Jährigen, aus den südlichen Ländern Afrikas verhüten so. Doch auch diese bequeme Methode scheint der Untersuchung zufolge das Risiko einer HIV-Infektion zu verdoppeln. “Wenn es sich tatsächlich herausstellt, dass diese Verhütungsmittel dabei helfen, die Aids-Epidemie weiterzuverbreiten, haben wir es mit einer echten Gesundheitskrise zu tun”, sagte Isobel Coleman vom Think Thank Council on Foreign Relations zur “New York Times”.
Bisher gab es zwar schon Hinweise darauf, dass eine Hormontherapie die Empfänglichkeit für das HI-Virus verändert - doch die Studienlage ist dünn. In ihrer neuen Untersuchung haben die Wissenschaftler um die Epidemiologin Renee Heffron von der University of Washington in Seattle nun eine größere Gruppe von Männern und Frauen untersucht: 3790 Paare aus Botswana, Kenia, Ruanda, Südafrika, Tansania, Uganda und Simbabwe nahmen an der Studie teil. Bei 1314 von ihnen war die Frau HIV-negativ und der Mann HIV-positiv. Bei den übrigen Paaren war es der umgekehrte Fall, wie die Forscher im Fachblatt “Lancet Infectious Diseases” berichten.