GESELLSCHAFT
140 Jahre alte Daten belegen Meereserwärmung
Baku, den 2. April (AZERTAG). Es war eine Pionierleistung: Ab 1872 bereisten Forscher mehrere Jahre lang die Weltmeere, sammelten Tiere ein und maßen die Wassertemperatur. Jetzt haben Wissenschaftler die alten Daten mit aktuellen verglichen - es zeigt sich ein klarer Trend.
Im Jahr 1872 startete das britische Forschungsschiff „HMS Challenger“ zur ersten systematischen meeresbiologischen Expedition überhaupt. Immer wieder ließen die Wissenschaftler auch Thermometer in die Tiefe gleiten. Jetzt haben Forscher die damals ermittelten Daten mit aktuellen Messungen verglichen.
Die Oberflächentemperatur der Meere habe demnach im Schnitt weltweit um 0,59 Grad zugelegt, berichten US-amerikanische Forscher im Fachmagazin „Nature Climate Change“. In 366 Metern (200 Faden) Tiefe seien es 0,39, in 914 Metern (500 Faden) 0,12 Grad. Erst ab etwa 1500 Metern sei keine Erwärmung feststellbar.
Der Vergleich der „Challenger“-Daten mit denen folgender Messungen bis heute weise darauf hin, dass sich die Ozeane schon seit dem späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert erwärmen - und nicht erst seit einigen Jahrzehnten, schreibt das Team um Dean Roemmich von der University of California in San Diego. Der Atlantische Ozean habe sich deutlich stärker erwärmt als der Pazifische. Die Meerestemperatur sei ein Schlüsselindikator für den Klimawandel: „Seit den Sechzigern ist rund 90 Prozent der Wärme, die dem weltweiten Klimasystem neu zugeführt wurde, von den Ozeanen aufgenommen worden.“
Auf ihrer dreieinhalbjährigen Fahrt von 1872 bis 1876 hatte die „HMS Challenger“ mit mehr als 200 Menschen an Bord fast 128.000 Kilometer (69.000 Seemeilen) zurückgelegt. Mit Schleppnetzen suchten die Forscher nach unbekannten Tieren, zudem loteten sie regelmäßig die Tiefe aus. Es seien auch etwa 300 Temperaturprofile erfasst worden, schreiben die Wissenschaftler heute. Erst in den zwanziger bis fünfziger Jahren habe es vergleichbare Expeditionen gegeben. Die „Challenger“-Daten verglichen die Forscher mit denen eines Messprogramms aus den Jahren 2004 bis 2010, “Argo“ genannt.