GESELLSCHAFT
Am Südpol könnten Wasserstraßen entstehen
Baku, den 5. November (AZERTAG). Die Antarktis ist von einem dicken Eispanzer bedeckt. Doch wenn dieser mehr und mehr schmilzt, könnten neue Wasserwege quer durch den Kontinent entstehen. Forscher glauben, dass dies vor Tausenden Jahren sogar schon einmal geschehen ist.
Bislang trotzt die Antarktis dem einsetzenden Klimawandel. Immer neue Minusrekorde der Eisbedeckung, wie sie die Forscher am Nordpol feststellen, gibt es auf dem Kontinent am Südpol bislang nicht. Doch über kurz oder lang dürfte auch das antarktische Eis schmelzen, sofern die Temperaturen weltweit in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten ansteigen.
Ein Forscherteam des British Antarctic Survey berichtet nun, dass der Eisschwund wahrscheinlich neue Wasserwege quer durch den Kontinent ermöglichen wird. Dies werde allerdings erst in etwa 1000 Jahren geschehen, sagte David Vaughan gegenüber dem Magazin „New Scientist“.
Dass man dann den zentralen Teil der Antarktis mit einem Schiff durchqueren kann, hält der Forscher jedoch für unwahrscheinlich. Die neuen Wasserwege dürften am ehesten im sogenannten Westantarktischen Eisschild des Kontinents entstehen, schreiben die Forscher im Fachblatt „Geochemistry Geophysics Geosystems“.
Die Forscher nutzten Radartechnik, um die Dicke des Eises und somit die Lage des Gesteins darunter zu messen. Auf diese Weise konnten sie jene Regionen identifizieren, die zuerst unter dem Meeresspiegelniveau liegen dürften. An diesen Stellen kann Wasser eindringen, das Eis löst sich vom Kontinent und beginnt, auf dem Wasser zu schwimmen.
Erste Hinweise darauf, dass die Antarktis früher schon einmal auf dem Wasserweg passierbar war, hatten Forscher im Jahr 2010 präsentiert. Damals untersuchten sie sogenannte Moostierchen, die entlang der antarktischen Küste im Wasser leben. Dabei entdeckten das Team von David Barnes große Übereinstimmungen zwischen Arten, die im Ross- und im Weddellmeer leben. Zwischen den beiden Meeren liegt der Westantarktische Eisschild, der Abstand beträgt mehr als 2000 Kilometer. Dies legt nahe, dass es in früheren Zeiten schon einmal Verbindungen zwischen beiden Meeren quer durch die Antarktis gegeben hat.