WELT
Ein Türke fliegt erstmals ins All
Baku, 19. Januar, AZERTAC
Vier Europäer sind mit der dritten privaten Mission zur Internationalen Raumstation gestartet. Der in Spanien geborene frühere Nasa-Astronaut Michael López-Alegría, der Italiener Walter Villadei, der Schwede Marcus Wandt und der Türke Alper Gezeravci hoben am Donnerstag vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida an Bord mit einer Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX ab. Sie sollen die ISS am Samstag erreichen. Mit Gezeravci fliegt erstmals ein türkischer Staatsbürger ins All.
Die vier privaten Raumfahrer sollen rund zwei Wochen lang an Bord der ISS bleiben und dort zahlreiche Experimente durchführen. Organisiert wurde die Reise vom privaten Raumfahrtunternehmen Axiom Space in Zusammenarbeit mit der Nasa und SpaceX - dem Unternehmen des Tech-Milliardärs Elon Musk. Medienberichten zufolge bezahlen die Passagiere jeweils rund 50 Millionen Euro für den Trip.
Weil Gezeravci der erste Türke im All ist, stößt die Mission in seinem Heimatland auf großes Interesse. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der schon vor seiner Wiederwahl im vergangenen Jahr mit dem Luftwaffenpiloten im Wahlkampf aufgetreten war, feierte die Mission als „neues Symbol für die wachsende, stärkere und selbstbewusstere Türkei”.
Gezeravci ist sich der hohen Erwartungen bewusst. Er ist nach eigenen Worten bereit, „die Träume des türkischen Volkes in die Tiefen des Weltraums zu bringen“. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Anadolu betonte er aber zugleich, dass der Flug zur ISS für sein Land „kein Selbstzweck“ sei. Vielmehr diene er dazu, „die Ziele unserer Weltraumforschung zu erreichen“.
Der von der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) zur ISS geschickte Schwede Wandt soll während seines zweiwöchigen Aufenthalts im All 20 Experimente absolvieren und zudem Experiment-Hardware an Bord der Internationalen Raumstation warten, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln mitteilte. Es ist demnach „das erste Mal, dass ein ESA-Astronaut auf einer kommerziellen Mission des US-Startdienstleisters Axiom gebucht wurde“.
Kommerzielle Raumstation geplant - Das 2016 im texanischen Houston vom früheren Nasa-Manager Michael Suffredini und dem iranisch-amerikanischen Geschäftsmann Kam Ghaffarian gegründete Unternehmen Axiom Space plant für die Zukunft auch eine eigene kommerzielle Raumstation.
Bereits zwei private Missionen hat Axiom erfolgreich ins All geschickt: Im April 2022 flog López-Alegría gemeinsam mit dem US-Unternehmer Larry Connor, dem israelischen Unternehmer Eytan Stibbe und dem kanadischen Investor Mark Pathy zur ISS. Im Mai 2023 flogen erstmals ein Mann und eine Frau aus Saudi-Arabien - die Astronautin Rayyanah Barnawi und ihr Kollege Ali Alqarni - sowie die frühere Nasa-Astronautin Peggy Whitson und der Ex-Rennfahrer John Shoffner.
Einzelne Weltraumtouristen hatte es auf der ISS schon zuvor mehrfach gegeben, bei den Axiom-Missionen handelte es sich aber um die ersten komplett privaten Crews.
Der Start der Rakete war ursprünglich schon am Mittwoch geplant, wurde aber kurzfristig um einen Tag verschoben. Das Unternehmen SpaceX hatte erklärt, die „zusätzliche Zeit“ bis zum Start sei nötig, um Tests und Datenanalysen abzuschließen.