GESELLSCHAFT
Haiti erwägt Verschiebung der Präsidentenwahl
Baku, den 29. Oktober (AZERTAG). Ein an Cholera erkrankter Mann liegt am Rand einer Straße nördlich von Port-au-Prince. Der Mann war plötzlich auf dem Wochenmarkt zusammengebrochen. Augenzeugen berichteten, er habe zuvor aus dem nahegelegenen Fluss Artibonite getrunken.
Die Zahl der Cholera-Opfer in Haiti steigt langsam aber beständig. Als Ursprung der Seuche ist nun ein Lager der Uno-Truppen ins Visier geraten. Wegen der Epidemie wird inzwischen sogar erwogen, die Präsidentenwahlen zu verschieben.
Port-au-Prince - Die Ausbreitung der Cholera hat nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Das teilte die zuständige WHO-Direktorin Claire Chaignat in Genf mit. Die Expertin erklärte jedoch zugleich, die Chancen stünden gut, dass eine größere Katastrophe vermieden werden könne.
Inzwischen wird erwogen, die Präsidentenwahlen in dem Krisenland zu verschieben. Der stellvertretende Direktor der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (OPS), Jon Andrus, sprach sich dafür aus, die für den 28. November geplanten Wahlen wegen der Cholera zu verschieben. Auch Haitis Präsident René Preval hatte zu Beginn der Woche erklärt, man müsse angesichts der Lage eine Verschiebung erwägen.
Sterblichkeitsrate ist gesunken: Positiv bewertete WHO-Direktorin Chaignat, dass die Sterblichkeitsrate von zunächst 10 Prozent auf 7,7 Prozent gesunken sei. Dies bedeute, dass die Gegenmaßnahmen greifen. Auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen, die in Haiti acht Zentren zur Behandlung von Cholera unterhält, stellte Verbesserungen fest. "Die Tatsache, dass wir weniger schwere Fälle sehen, legt nahe, dass die Menschen Vorsorgemaßnahmen ergreifen und die Gemeinschaft besser die Notwendigkeit begreift, strikte Hygiene zu wahren", sagte der einer ihrer Koordinatoren in Saint-Marc.
Dort hatten am Tag zuvor Hunderte Menschen ein geplantes Behandlungszentrum für Cholera-Kranke der Organisation attackiert. Die Anwohner hatten wegen der Nähe zu zwei Schulen befürchtet, dass sich die Krankheit noch ungebremster ausbreitet, weil Kinder besonders gefährdet sind
Das Zentrum mit rund 400 Betten für Cholera-Patienten sollte in der Nähe eines überfüllten Krankenhauses in Saint Marc eröffnet werden. Der Arzt Yfto Maquette sprach von einem "großen Missverständnis". "Die Idee war, die Patienten aus dem überfüllten Krankenhaus zu holen, aber wir hätten erst mit den Menschen sprechen und ihnen erklären sollen, was wir tun", sagte Maquette. Ob und wo das Zentrum nun gebaut wird, blieb unklar.