GESELLSCHAFT
Klimaforscher entwendet Geheimpapiere von Lobbygruppe
Baku, den 23. Februar (AZERTAG). Die Dokumente sollten die Machenschaften der Industrielobby aufdecken - doch nun blamieren sie ihren Enthüller: Der renommierte Klimatologe Peter Gleick hat sich unter falschem Namen Dokumente einer Lobbygruppe verschafft. Er leitete eine Gruppe für wissenschaftliche Ethik.
Seit gut zwanzig Jahren tobt der Streit ums Klima. Mit immer rüderen Methoden kämpfen Skeptiker, Umweltverbände und Forscher um die Frage: Droht ein gefährlicher Klimawandel, weil der Mensch Treibhausgase in die Luft bläst? Alle Beteiligten investieren hohe Geldbeträge, um ihre Thesen zu verbreiten.
Grundlage des Streits sind die Kenntnisse der Wissenschaft; sie entscheiden letztlich, ob Gefahr besteht. Der Klimareport der Vereinten Nationen, der alle paar Jahre unter Beteiligung Hunderter Experten das Wissen zusammenfasst, kommt zu besorgniserregenden Ergebnissen. Doch die Umwelt aus Meeren, Luft und Erde ist so komplex, dass große Wissenslücken bleiben - sie liefern den Zündstoff für heftige Debatten.
Jetzt erreicht der Streit einen neuen Höhepunkt. Peter Gleick, vorsitzender Wissenschaftler des Umweltforschungsinstitut „Pacific Institute“ in den USA, hat zugegeben, sich unter Angabe einer falschen Identität brisante Dokumente des Heartland-Instituts besorgt zu haben, eines Skeptikerverbands, der nach eigenen Angaben Zweifel an der Bedrohlichkeit des Klimawandels verbreiten möchte. Die Papiere verrieten angeblich Geldgeber und Strategien von Heartland.
Der Umweltblog Desmogblog hatte die Unterlagen vergangene Woche öffentlich gemacht. Doch die Blamage wendet sich nun gegen die Ankläger. Gleick räumte sein „ernsthaftes Fehlverhalten“ ein: Er habe die Unterlagen „unter dem Namen eines anderen“ von Heartland erhalten, schreibt Gleick.
Die Echtheit der Unterlagen, die Sponsoren des Instituts verraten, hat Heartland zwar bestätigt. Das bedeutendste Dokument jedoch mit dem Namen „Vertrauliche Mitteilung: Heartland Klima-Strategie 2012“ unterscheidet sich in Form, Schrift und Duktus: Es erläutert Strategien, wie Skeptikerthesen verbreitet werden könnten, beispielsweise im Schulunterricht - doch die Herkunft dieses Papiers bleibt unklar. Es handele sich um eine Fälschung, betont das Heartland-Institut.
Gleick sagt, er habe das Dokument „Anfang 2012 anonym zugespielt bekommen“. Seine Stellungnahme lässt jedoch Raum für Spekulationen: Er habe keine Änderungen an den Heartland-Dokumenten oder an den Papieren aus der anonymen Kommunikation vorgenommen, schreibt er.