GESELLSCHAFT
Ab Mitte 20 arbeitet das Gehirn langsamer
Baku, den 21. AZERTAG (AZERTAG). Das Maximum der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit liegt beim Menschen noch vor dem 30. Geburtstag. Eine neue Studie legt nahe, dass das Gehirn bereits ab Mitte 20 langsamer arbeitet. Mit 27 Jahren ist der biologische Höhepunkt des Lebens erreicht.
Danach lassen Gehirnleistung, Fitness, Fruchtbarkeit und ziemlich viel anderes Wünschenswertes rapide nach.
Und nun das: Laut einer neuen Studie sind wir schon mit 24 „über den Berg“. Zumindest, wenn es um kognitive Leistung geht.
Die ermutigende Erkenntnis: Die Alten - also alle über 24-Jährigen - können den Verlust ausgleichen. Ihr Kopf bastelt Alternativen.
Mark Blair und seine Kollegen von der Simon-Fraser-Universität im kanadischen Burnaby setzten für ihre Studie allerdings nicht auf klassische Intelligenztests.
Sie ließen die rund 3300 Probanden im Alter von 16 bis 44 Jahren das Computer-Kriegsspiel Starcraft 2 spielen. Beim Auswerten konzentrierten sich die Forscher darauf, wie die Teilnehmer auf ihre Gegenspieler reagierten - und vor allem, wie schnell sie das taten.
Spieler, die älter als 24 Jahre seien, hätten in kognitiver Hinsicht langsamer reagiert, wurde Co-Autor Joe Thompson in einer Mitteilung zitiert. Die Geschwindigkeit des Gehirns sei wichtig für die Leistung.
Ältere Teilnehmer waren zwar langsamer, entwickelten aber einfache Strategien und spielten an einigen Stellen effizienter. Aber lässt sich das Können beim Computer-Spielen auf das „wahre Leben“ übertragen?
Die Idee, Online-Daten in dieser Art zu verwenden, finde sie sehr interessant, sagt Simone Kühn vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.
„Es ist natürlich richtig, dass normalerweise Reaktionszeiten und solche Verhaltensmessungen im Labor stattfinden.“ Trotzdem spreche aus ihrer Sicht nichts dagegen, solche Daten auch aus dem Netz zu nehmen, um Aussagen zu treffen. Das gelte vor allem für sehr große Datensätze.
„In der Psychologie ist es Lehrmeinung, dass die fluide Intelligenz mit dem Alter abnimmt, da geht es um Aufgaben, in denen es besonders um Schnelligkeit oder um Problemlösen geht.“ Die kristalline Intelligenz hingegen, bei der es vor allem um begriffliches Wissen gehe, bleibe stabil.
Biologisch gehe es in mancher Hinsicht sogar noch eher bergab, im frühen Erwachsenenalter zwischen
18 und 21 Jahren, sagt der Sprecher des Berufsverbandes Deutscher Urologen, Wolfgang Bühmann.
Das betreffe vor allem Sehen, Hören, die Konzentrations- und Merkfähigkeit. Dann ließen körperliche wie seelische Belastbarkeit nach oder auch die Produktion des männlichen Geschlechtshormons Testosteron.
Aber: „Wir können gerade im kognitiv-mentalen Bereich erkennbare Schwächen durch Erfahrung und Klugheit ausgleichen“, sagt Bühmann. Er selbst ist überzeugt: „Zwischen 45 und 60 ist die Summe aus Kraft und Erfahrung maximal.“