GESELLSCHAFT
Kampf gegen Quecksilber aus Kohlekraft
Baku, den 22. März (AZERTAG). Medienberichten zufolge wollen die USA ihren Ausstoß an Quecksilber reduzieren. Sie verabschiedeten die schärfsten Grenzwerte für Quecksilberemissionen aus Kohlekraftwerken. Die Deutschen wollen mitziehen - eine preiswerte Technik gibt es.
Das leichtflüchtige Quecksilber ist ein Nervengift und kann wie ein Hormon wirken. Das giftige Metall wird aus Kohlekraftwerken ausgestoßen, über den Wind verteilt und lagert sich in der Nahrungskette an. Will man das Quecksilberproblem ernsthaft lösen, müssen Emissionen aus Kohlekraftwerken sinken. Kohlekraftwerke sorgen in Deutschland, den USA und weltweit für den größten Quecksilberausstoß.
Kohle enthält Quecksilber zwar nur in geringen Mengen, sie wird aber weltweit verbrannt - und zwar in großen Mengen. Nach Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) emittieren alle Kohlekraftwerke weltweit rund 500 Tonnen jährlich - mehr als fünf Tonnen davon stammen aus deutschen, knapp 50 Tonnen aus US-amerikanischen und weit mehr als 100 Tonnen aus chinesischen Kraftwerken. Einige Länder haben Quecksilberemissionen aus Kohlekraftwerken gesetzlich begrenzt. So dürfen in der EU täglich nicht mehr als 50 Mikrogramm (µg) Quecksilber pro Kubikmeter (m³) ausgestoßen werden; in Deutschland gilt sogar ein strengerer Grenzwert von 30 Mikrogramm Quecksilber pro Kubikmeter pro Tag.
Nun haben die USA einen neuen Maßstab gesetzt. US-Präsident Barack Obama verkündete Ende 2011 die weltweit schärfsten Grenzwerte für Quecksilberemissionen aus Kohlekraftwerken. Ab 2016 darf kein Kraftwerk im Monatsdurchschnitt mehr als 1,5 Mikrogramm Quecksilber pro Kubikmeter emittieren. Experten bewerten diese Vorgabe als durchaus realistisch: Etwa zwölf Prozent der US-Kraftwerke liegen bereits unter dieser Marke. Viele Kraftwerke nutzen zudem bereits Aktivkohle oder Bromsalze.
Das Umweltbundesamt nimmt sich die USA als Vorbild und schlägt vor, den deutschen Grenzwert drastisch zu senken. Ab 2016 soll kein deutsches Kohlekraftwerk mehr als drei Mikrogramm Quecksilber pro Kubimeter im Tagesdurchschnitt emittieren dürfen. Die Drei-Mikrogramm-Anforderung würde Quecksilberemissionen aus den Kraftwerken um etwa 40 Prozent senken, die Ein-Mikrogramm-Grenze um fast 80 Prozent. Zurzeit diskutieren zuständigen Behörden in Deutschland über diese Vorschläge.