KULTUR
„Ligth your fire!“
Anggun: „Ich stehe für das moderne Frankreich“
Baku, den 17. Mai (AZERTAG). Die aus ursprünglich aus Indonesien stammende Sängerin Anggun mit dem Titel “Echo (You And I)” vertritt Frankreich beim 57. Eurovision Song Contest in Baku. Als eines der “Big Five”-Länder muss Frankreich nicht durch eines der Halbfinals, sondern ist direkt für das Finale am 26. Mai 2012 gesetzt. Anggun hat in Asien und Europa Karriere gemacht. Nun will die Sängerin, die für Frankreich startet, den ESC gewinnen. AZERTAG teilt mit, dass auf der Website eurovision.de ein interessantes Interview mit französischer Vertreterin beim ESC Anggun veröffentlicht worden ist. Im Interview erzählt sie, wie es dazu kam, dass Gaultier ihr Kleid schneiderte. AZERTAG stellt dieses interessante Interview ihren Lesern vor.
eurovision.de: Was für eine Message hat dein Song „Echo - You And I“?
Anggun: Er handelt von der Zeit. Wir leben in einer Welt, in der wir uns nicht mehr die Zeit nehmen, Sachen zu sehen, zu erleben, Momente wertzuschätzen. Wohinter rennen wir denn her? Daher habe ich im Refrain die Zeilen: In meinen Träumen, in meinem Geist, sehe ich dich und mich. Es geht um Menschen. Um etwas Greifbares.
eurovision.de: Geht bei diesem Jemand um eine konkrete Person in deinem Leben?
Anggun: Ja, durchaus - aber wer das ist, werde ich nicht verraten.
eurovision.de: Du bist durch zahlreiche Länder und Vorentscheide getourt, gibst viele Interviews. Wie ist das für dich, die die Routine von zwei erfolgreichen Karrieren hat?
Anggun: Es ist verrückt. Ich dachte ich könnte mal ein paar Minuten schlafen, aber ich gebe so viele Interviews, habe so viele Auftritte... Es ist echt aufregend!
eurovision.de: Was bedeutet es dir, dass dich der Sender „France 3“ als geborene Indonesierin als Repräsentantin für Frankreich ausgesucht hat?
Anggun: Die Woche, in der ich nominiert wurde, bin ich immer wieder gefragt worden: Warum hat das französische Fernsehen dich ausgesucht? Ich habe gesagt: Hoffentlich aufgrund meiner musikalischen Fähigkeiten. Aber es berührt mich, dass sie jemanden ausgesucht haben, der einer Minderheit angehört. Ich bin eines der Gesichter des modernen, multikulturellen Frankreich. Es ist also für beide Seiten, für Frankreich und für mich, eine tolle Sache.
eurovision.de: Wie groß ist das Risiko, dass die Karriere eines etablierten Künstlers durch die Teilnahme am Song Contest Schaden nimmt?
Anggun: Was für ein Schaden denn? Ich glaube nicht, dass die Karriere von Patricia Kaas Schaden genommen hat, die Frankreich 2009 vertreten hat. Ich habe bislang nur die guten Seiten daran gesehen. Ich betrachte den Song Contest als eine Herausforderung. Für mich ist Musik nicht ein Wettbewerb. Das klingt komisch, wenn man am Song Contest teilnimmt. Aber es geht es um Musik. Auf jeden Fall nehme ich die Aufgabe sehr ernst. Sie ist meine Mission, die mir Frankreich übertragen hat. Und ich werde Frankreichs Hoffnungen erfüllen.
eurovision.de: Patricia Kaas hat trotzdem nicht gewonnen - kam immerhin unter die Top-Ten...
Anggun: ... Aber sie war göttlich. Ich verstehe überhaupt nicht, warum sie nicht gewonnen hat.
eurovision.de: Warum passt dein offizielles Video inhaltlich überhaupt nicht zu deinem Lied?
Anggun: (lacht), Ist das so? Videos sind nun einmal die Fantasie des Videoregisseurs. Dieses Video habe ich mit dem wunderbaren Roy Raz gemacht, ein wunderbarer Künstler, dessen Geist im positiven Sinn etwas verrückt ist. Ich werde auch gefragt, warum so viele halbnackte Männer in dem Video sind, warum das Schwein, warum der Schnee - ich finde, man muss nicht so viel hinterfragen. Sondern sich eher zurücklehnen und das wunderschöne Video von einem tollen Regisseur genießen. Ich liebe ihn wegen dieser Dinge.
eurovision.de: Wie kam die Zusammenarbeit mit dem Stardesigner Jean-Paul Gaultier zustande?
Anggun: Alles begann bereits in der ersten Woche, nachdem meine Nominierung für Frankreich bekannt worden war. Ich hatte in einem Fernsehinterview erwähnt, dass ich es lieben würde, wenn einer diesen großartigen französischen Designer mein Outfit entwerfen würde. Und nannte als Beispiel Jean-Paul Gaultier. Zu meiner großen Überraschung rief er persönlich am Tag nach dem Interview an und sagte: „Ich bin dabei!“ Ich war sehr gerührt.
eurovision.de: Er entwirft nicht nur dein Outfit für das Video, sondern auch dein Kleid für den Finalauftritt. Wie wird es aussehen?
Anggun: Das verrate ich noch nicht. Ich hatte schon ein paar Anprobtermine und, soviel kann ich sagen, das Kleid wird spektakulär.
eurovision.de: Mit wem wirst du in Baku auf der Bühne stehen?
Anggun: Ich werde natürlich nicht alleine sein, es ist ja ein sehr visueller Beitrag. Wir haben etwas ziemlich Originelles vorbereitet, das ich noch nie vorher gesehen beim Eurovision Song Contest habe.
eurovision.de: Wie gehst du mit der Kritik einiger Leute um, dein Beitrag mit seinen Rhythmuswechseln sei zu sperrig?
Anggun: Na ja, jeder weiß, wie Franzosen manchmal kompliziert und komplex sein können und ich glaube, dieser Song spiegelt diese Mentalität wider. Eine Message wie: „Wir sind nicht auf den ersten Blick entschlüsselbar, wir bestehen aus vielen Schichten.“ Das steht insgesamt für die Menschen. Deswegen liebe ich diesen Song. Es ist ein Lied, dem du eine Chance geben musst. Und ich liebe diese Art der Herausforderung.
eurovision.de: Was bedeutet es dir als Asiatin, dass der Song Contest in Aserbaidschan stattfindet?
Anggun: Ich finde es super, dass der Eurovision Song Contest in Aserbaidschan stattfindet. Weil Aserbaidschan genau in der Mitte ist - eine Tür zwischen der östlichen und der westlichen Welt. Es ist fast wie ich - ich bin auch genau in der Mitte. Ich bin auch aus einer asiatischen Kultur und ich lebe im Westen.
eurovision.de: Du hattest vor wenigen Tagen deinen 38. Geburtstag. Was hast du dir gewünscht?
Anggun: Natürlich eines: In Baku zu gewinnen!