GESELLSCHAFT
Neuer Wirkstoff stoppt Virusausbreitung im Körper
Baku, den 17. April (AZERTAG). Es könnte eine neue Waffe im Kampf gegen die Masern sein: Ein neuer Wirkstoff hat im Tierversuch verhindert, dass sich der Erreger im Körper vermehrt. Die Frettchen waren nach dem Experiment gleich auch geimpft.
Die Masern könnten eigentlich schon lange ausgerottet sein. Doch insbesondere Lücken im Impfschutz haben den Sieg über die Krankheit bisher verhindert. Neue Hoffnung weckt nun ein neues Medikament, das Infizierte vor dem Ausbruch der Erkrankung schützen könnte. Im Tierversuch habe der Wirkstoff, wenn er nach der Infektion verabreicht wurde, die Vermehrung des Virus im Körper gehemmt und die Tiere vor einem tödlichen Krankheitsverlauf geschützt, schreiben Wissenschaftler des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) in Langen und der Georgia State University in Atlanta in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“.
Die Forscher testeten den Wirkstoff in einem am PEI entwickelten Experiment mit Frettchen. Dabei kam ein enger Verwandter des Masernvirus, das Hundestaupevirus, zum Einsatz. Der Erreger ist für unbehandelte Frettchen tödlich. Wurden die Tiere aber ab dem dritten Tag nach der Infektion 14 Tage lang mit dem neuartigen Hemmstoff behandelt, überlebten sie alle. Die Behandlung führte zudem zu einem Immunschutz gegenüber dem Virus - eine erneute Infektion blieb folgenlos.
Das Arzneimittel könne sich als nützliche Präventivbehandlung gegen eine Maserninfektion bei nicht geimpften Menschen herausstellen, die gegebenenfalls mit dem Virus in Kontakt kamen, berichten die Forscher. Das Mittel könne kostengünstig hergestellt, gelagert und über den Mund verabreicht werden.
Kein Ersatz für die Impfung - Den Experten zufolge sind nun weitere Forschungen nötig, bevor das Medikament beim Menschen angewendet werden könnte. Zugleich verweist das PEI ausdrücklich darauf, dass das Medikament die Masernimpfung nicht ersetzt. Die Impfung sei „der einzige sichere und wirksame Schutz vor Maserninfektionen“.
Trotz weltweiter Anstrengungen zur Ausrottung der Masern sterben jedes Jahr rund 150.000 Menschen daran. In Deutschland wurden allein im vergangenen Jahr 1775 Masernfälle in Deutschland gemeldet. Ursprünglich hatte sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ziel gesetzt, die Masern bis 2010 in Europa zu eliminieren. Wegen unzureichender Impfraten in vielen Ländern wurde als neues Ziel 2015 anvisiert.