WIRTSCHAFT
Notenbanken der Welt wappnen sich gegen Marktschock
Baku, den 16. Juni (AZERTAG). Die wichtigsten Notenbanken der Welt bereiten sich auf den Ernstfall vor: Sollten bei der Wahl in Griechenland die Reformgegner gewinnen, wollen die Zentralbanken der G-20-Länder gemeinsam gegen Turbulenzen an den Finanzmärkten vorgehen. Großbritannien will hundert Milliarden Pfund in sein Bankensystem pumpen.
Am Sonntag steht die Schicksalswahl in Griechenland an - und die wichtigsten Notenbanken der Welt bereiten sich auf mögliche schwere Marktturbulenzen vor: Die Zentralbanken präparieren sich laut der Nachrichtenagentur Reuters für eine koordinierte Aktion, um die globalen Finanzmärkte zu stabilisieren. Reuters beruft sich auf Vertreter der G20, die sich in der kommenden Woche in Mexiko zu einem Gipfel versammelt.
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, ging am Morgen indirekt auf das Marktgerücht ein. In Frankfurt kündigte er an, notfalls die Geldschleusen weiter zu öffnen. Die EZB habe bislang dafür Sorge getragen, dass die Banken genug Geld bekämen, um die Wirtschaft am Laufen zu halten, sagte Draghi in Frankfurt am Main. „Das Euro-System wird weiter Liquidität bereitstellen, wenn das benötigt wird“, sagte er.
Hintergrund der Befürchtungen sind die starken Umfrageergebnisse für die griechischen Parteien, die den bisherigen Spar- und Reformkurs ablehnen. Sollten sie sich tatsächlich durchsetzen, halten Experten das Ende des Euro in Griechenland für möglich. Um dann eine Kreditklemme zu verhindern, bereiten sich die Notenbanker der größten Volkswirtschaften der Welt darauf vor, die Finanzmärkte mit Liquidität zu versorgen. Abhängig von der Heftigkeit der Reaktionen könnte am Montag oder Dienstag zudem ein Krisentreffen von Ministern der G7 angesetzt werden. Per Telefon könnten die Notenbanker zugeschaltet werden. An den Handelsplätzen löste die Nachricht Kursgewinne aus: Die Indizes der New Yorker Börse etwa stiegen klar. Der Euro legte ebenfalls zu.
Auch die Finanzminister der Euro-Zone wollen am Sonntagabend in einer Telefonkonferenz gemeinsam beraten, wie sie mit dem Ergebnis der Griechenland-Wahl umgehen werden. Die Hauptsorge sei das Risiko von größeren Kapitalabflüssen, sollte sich die radikale Linkspartei Syriza eindeutig durchsetzen, sagte ein Vertreter der Euro-Zone. Syriza lehnt die Auflagen der internationalen Geldgeber ab, will das Land aber dennoch im Euro halten. Am Donnerstag bekräftigte Parteichef Alexis Tsipras seine Entschlossenheit, die Hilfsbedingungen nach einem Wahlsieg zu kippen.