Raubfische erobern den Panamakanal

Baku, 27. Februar, AZERTAC
Seit der Panamakanal zwischen Atlantik und Pazifik vor neun Jahren ausgebaut wurde, siedeln sich dort immer mehr Meeresfische an. Teil des Kanals ist der Süßwassersee Gatún, wo sich die Fischpopulation laut einem deutsch-amerikanischen Forscherteam merklich verändert hat. Vor allem die Zahl großer Raubfische wie dem Atlantischen Tarpun sei gestiegen.
Für die Studie haben Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) der Freien Universität Berlin, des Smithsonian Tropical Research Institute in Panama und der US-amerikanischen Harvard University die Fischpopulationen in dem See vor der Kanalerweiterung (2013–2016) und danach (2019–2023) verglichen. Sie analysierten, wie viele Fische und wie viele verschiedene Arten sich an welchen Stellen im See aufhielten.
„Vor der Kanalerweiterung machten die marinen Fische nur 26 Prozent aus, nun sind es 76 Prozent der Gesamtmasse an Fischen“, teilte das IGB mit. Von diesen Arten im See, die üblicherweise vor allem im Meer zu finden sind, stammten 18 aus dem nördlich des Kanals liegenden Atlantik und 5 aus dem Pazifik. Der Anteil der Süßwasserfischarten sei deutlich zurückgegangen.
Der Kanal versalzt langsam - Mit der Erweiterung des Panamakanals im Jahr 2016 wurden nach Angaben des IGB größere Schleusen verbaut. Jedes Mal, wenn ein Schiff hindurchfahre, fließe nun mehr Süßwasser ins Meer und mehr Salzwasser in den Kanal als zuvor – und möglicherweise auch jeweils eine höhere Zahl von Fischen.
Dadurch steigt den Forschenden zufolge auch das Risiko, dass einige Arten den Kanal vollständig durchqueren und den gegenüberliegenden Ozean besiedeln. Die meisten der betroffenen Meeresfische sind Räuber und fressen andere Fische, auch das könnte das Ökosystem verändern, wie AZERTAC unter Berufung auf Spiegel berichtete.
Der Panamakanal ist eine künstliche, gut 80 Kilometer lange Wasserstraße. Sie durchschneidet die Landenge von Panama in Mittelamerika und verbindet den Atlantik mit dem Pazifik, sodass Schiffen die lange, gefährliche Fahrt um die Südspitze Südamerikas erspart bleibt. Der Gatúnsee ist ein großer künstlicher Stausee, der im Zuge des Kanalbaus vor über hundert Jahren geschaffen wurde.
In den vergangenen Jahren machte der Kanal Schlagzeilen, weil die Zahl der Schiffspassagen wegen Wassermangels drastisch reduziert wurde. Auch starke Stürme bedrohen den Kanal. Diese könnten Schleusen überfluten und Dämme einreißen. Der Kanal und sein Stausee liefen dann Gefahr, sich in den Atlantik zu entleeren.