GESELLSCHAFT
Russen bohren Riesensee unter dem ewigen Eis an
Baku, den 7. Februar (AZERTAG). Russische Forscher haben nach jahrelanger Arbeit offenbar den Wostoksee unter dem Eispanzer der Antarktis angebohrt. Das gigantische Wasserreservoir hatte vermutlich seit Hunderttausenden Jahren keinen Kontakt zur Außenwelt - und könnte bizarre Lebensformen beherbergen.
Die Party findet wohl auf der „Akademik Fjodorow“ statt. Das russische Forschungsschiff liegt derzeit vor der Küste der Antarktis; es soll ein Forscherteam an Bord nehmen, das womöglich Geschichte geschrieben hat. Offenbar ist es Wissenschaftlern der 57. russischen Antarktis-Expedition jetzt gelungen, einen riesigen subglazialen See anzubohren. Und weil das Thermometer an der russischen Antarktis-Station „Wostok“ dieser Tage zwischen minus 38 und minus 46 Grad schwankt, sich dazu die Polarnacht unerbittlich nähert, hat sich der größte Teil des Trupps anschließend sofort auf die Heimreise gemacht.
Der Wostoksee liegt fast vier Kilometer unter dem Eispanzer der Ostantarktis. Der Druck des Eises und die Erdwärme halten das gigantische Süßwasserreservoir flüssig. Jahrelang hatten sich die Russen mit der Bohrung an einem der ungemütlichsten Plätze des Planeten geplagt. Die Nachrichtenagentur RIA Novosti führt nun einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter aus dem Dienst für Hydrometeorologie und Umwelt-Monitoring (Rosgidromet) als Quelle für die Erfolgsmeldung an. Das Bohrloch ist demnach 3768 Meter tief.
„Wir können das im Moment noch nicht bestätigen“, sagt Mike Sparrow vom Scientific Committee on Antarctic Research im britischen Cambridge. Immer wieder versucht er derzeit, seine russischen Kollegen zu erreichen. Auch John Priscu, ein Forscher an der Montana State University in Bozeman mit sonst sehr guten Kontakten zum „Wostok“-Team, probiert das. Und Valery Lukin, Chef des russischen Antarktis-Programms, sagte dem Wissenschaftsmagazin „Nature“, er warte noch auf die Auswertung von Sensordaten. Erst wenn die vorlägen, werde es eine offizielle Erfolgsmeldung geben: „Wir wollen sicher sein, dass wir wirklich die Oberfläche des Wostoksees erreicht haben.“