GESELLSCHAFT
Umweltveränderungen hauptsächlich auf Temperaturabkühlungen zurückgeführt
Baku, den 22. Januar (AZERTAG). Veränderungen des Klimas erreichen einige Regionen später als andere. So wie vor 12.000 Jahren in der Eifel, wie Forscher zeigen. Sie folgern, dass der Klimawandel noch nicht ganz verstanden ist.
Klimaveränderungen laufen nicht unbedingt global zeitgleich ab, sondern können einzelne Regionen mit deutlicher Verzögerung erreichen. Eine Studie aus der Eifel zeigt, dass vor rund 13.000 Jahren die Abkühlung Westeuropas erst 170 Jahre nach Beginn der Kältephase in der Arktis folgte. Das berichten Forscher um Dirk Sachse von der Universität Potsdam in der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“. Die Studie bestätigt, dass einzelne Prozesse beim Klimawandel noch teilweise unverstanden sind und dass der Wasserkreislauf eine wichtige Rolle spielt.
Die Forscher richteten ihr Augenmerk auf den Beginn der Jüngeren Dryaszeit vor 12.680 Jahren, einer erdgeschichtlichen Phase rascher erneuter Abkühlung am Ende der letzten Eiszeit. Sie analysierten organische Fossilien wie Pflanzenreste aus dem Meerfelder Maar in der Eifel und rekonstruierten so Niederschlagsveränderungen. Das Ergebnis: Die Kältewelle in jener Zeit lenkte trockene Luftmassen aus der Polarregion nach Westeuropa - mit gravierenden Folgen für die lokalen Ökosysteme.
Allerdings veränderten sich die Windsysteme in der Eifel erst 170 Jahre nach der sehr plötzlichen Abkühlung der Polarregion. Diese Verzögerung erklären die Wissenschaftler mit der Ausdehnung des Packeises im Nordatlantik gen Süden.
Wasserkreislauf spielt entscheidende Rolle - In der Folge verschob sich die Trennfläche zwischen polarer Luft und der Luft gemäßigter Breiten, so dass trockene Kaltluft nach Westeuropa gelenkt wurde. „Mit der neuen Studie können wir jetzt erstmals nachweisen, dass diese Verlagerung der Windsysteme zu einer starken Trockenheit geführt hat, welche letztlich für das Absterben großer Waldgebiete verantwortlich war“, sagt Dirk Sachse.
Bislang wurden solche starken Vegetations- und Umweltveränderungen hauptsächlich auf Temperaturabkühlungen zurückgeführt. „Wir können nun zeigen, welche zentrale Rolle der Wasserkreislauf spielt“, betont Sachse. „Damit ist uns ein weiterer Nachweis dafür gelungen, dass plötzliche Klima- und Umweltveränderungen nicht immer global zeitgleich verlaufen, sondern mit deutlich spürbaren regionalen Unterschieden und zeitlichen Verzögerungen“, sagt Mitautor Achim Brauer vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ.
Ein Modell zur Vorhersage künftiger Klimaveränderungen sei die Studie aber nicht, betont Brauer. Vielmehr zeige sie, dass die Prozesse komplexer seien als gedacht: „Wir haben den Klimawandel noch nicht vollständig verstanden.“