GESELLSCHAFT
Wärmeres Nest macht Echsen schlauer
Baku, den 11. Januar (AZERTAG). Der Klimawandel kann auch positive Seiten haben - beispielsweise für Echsen. Ein Experiment hat jetzt ein erstaunliches Ergebnis gebracht: Aus Nestern, in denen höhere Temperaturen herrschten, schlüpften die schlaueren Reptilien.
Die Temperatur spielt für Reptilien eine zentrale Rolle, und das schon im Ei. Sie beeinflusst unter anderem das Geschlecht, die Größe und Fitness der Jungtiere. Aber das ist nicht alles, wie Forscher in Australien jetzt herausgefunden haben. In ihrem Experiment hat ein wärmeres Nest schlauere Echsen produziert.
Joshua Amiel und Richard Shine von der University of Sydney sammelten trächtige Weibchen des australischen Dreistreifenskinks (Bassiana duperreyi). Deren Eier wurden entweder bei einer Durchschnittstemperatur von 16 oder von 22 Grad Celsius ausgebrütet. Die jungen Skinke kamen in ein Terrarium mit je zwei umgedrehten Blumenuntersetzern mit Öffnung, die gut einen halben Meter voneinander entfernt standen.
Alle Tiere hatten einen Tag, um zu lernen, dass nur eines der Verstecke tatsächlich zugänglich war - bei dem anderen war die Öffnung mit Plexiglas verschlossen. Zum Test wurden die Tiere in die Mitte zwischen die beiden Verstecke gesetzt und mit einem Stupser dazu gebracht, sich rasch zu verstecken. Als Erfolg wurde gewertet, wenn das Tier binnen 30 Sekunden die richtige Öffnung fand. Der Test wurde über vier Tage hinweg vier Mal täglich durchgeführt.
Wie die Forscher in den „Biology Letters“ der britischen Royal Society berichten, hatten die Skinke aus wärmeren Nestern einen deutlich besseren Lernerfolg. Ihre Lernkurve sei steiler verlaufen als die ihrer kühl ausgebrüteten Artgenossen. Die Unterschiede seien unabhängig vom Geschlecht, der Größe oder der Geschwindigkeit der Tiere.
Dies zeige, dass Temperaturunterschiede von wenigen Grad, wie sie auch in Folge des Klimawandels erwartet werden, das Verhalten von Echsen beeinflussen, so die Forscher. Schon heute habe die vom Menschen verursachte Erwärmung die Temperaturen in den Nestern der Dreistreifenskinks ansteigen lassen - die Tiere seien deshalb vermutlich bereits jetzt intelligenter als vor einigen Jahrzehnten.
Höhere Lernerfolge bedeuten eine größere Flexibilität im Verhalten und damit eine bessere Fähigkeit, sich an wandelnde Umweltbedingungen anzupassen. Die Temperatur habe damit indirekte Effekte auf die Konkurrenzfähigkeit der Arten, schreiben die Forscher. Allerdings profitierten längst nicht alle von höheren Temperaturen - nicht einmal Echsen, die im gleichen Gebiet vorkommen wie Dreistreifenskinks.
„Einige von ihnen profitieren eher von kühleren Bruttemperaturen“, schreiben die Wissenschaftler. „Wenn sich ihre Nester erwärmen, werden die Jungtiere wohl kaum die notwendige Flexibilität im Verhalten besitzen, die sie für die Bewältigung neuer Herausforderungen benötigen.“