WIRTSCHAFT
Chinas Industrie bricht besorgniserregend ein
Baku, den 24. Juli (AZERTAG). Ökonomen warnen vor einer „gefährlichen Abkühlung“ der Konjunktur in China. Die Gefahr wachse, dass es zu einer harten Landung kommt. Neue Daten geben Anlass zu großer Sorge.
Die Geschäfte der chinesischen Industrie liefen im Juli so schlecht wie seit knapp einem Jahr nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex fiel um 0,5 auf 47,7 Punkte, wie die Großbank HSBC zu ihrer monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte.
Damit entfernte sich das Barometer weiter von der Marke von 50 Punkten, ab der es Wachstum signalisiert. Die Firmen erhielten weniger neue Aufträge. Die Daten deuteten auf eine kontinuierliche Abkühlung im Industriesektor hin, sagte der China-Chefvolkswirt von HSBC, Hongbin Qu. „Das erhöht den Druck auf den Arbeitsmarkt.“
Experten rechnen nicht mit einer raschen Trendwende. „Die Abkühlung in China wird immer gefährlicher“, sagte Ökonom Yasuo Yamamoto vom Forschungsinstitut Mizuho in Tokio. „Die Daten verstärken die Sorge, dass es in China zu einer harten Landung kommt“, sagte Analystin Annette Beacher von TD Securities in Singapur.
„Das Wirtschaftswachstum dürfte sich weiter in Richtung sieben Prozent abkühlen.“ Von April bis Juni war die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt um 7,5 Prozent gewachsen. Damit ging es mit der Konjunktur zum neunten Mal binnen zehn Quartalen nach unten.
Überkapazitäten bereiten der Regierung große Sorge - Experten erwarten, dass der Abwärtstrend anhält. „Die Wachstumsrate dürfte im vierten Quartal unter sieben Prozent und im kommenden Jahr zeitweise unter sechs Prozent fallen“, schrieb der Ökonom Wang Jian vom Forschungsinstitut der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission im „China Securities Journal“.
Die Regierung hatte dagegen angekündigt, ein Wachstum unter sieben Prozent nicht zuzulassen. Sie will die Exportabhängigkeit des Landes verringern und die Binnennachfrage stärken. „China kann an seinem schwachen Wachstum derzeit wenig ändern, weil die externe Nachfrage schwächelt und es Probleme mit Überkapazitäten im Inland gibt“, sagte Jian.
Das Industrieministerium kündigte deshalb an, Überkapazitäten in der Stahl-, Zement- und Aluminiumbranche mit Unternehmensfusionen und Umstrukturierungen zu begegnen.
China droht angesichts seiner Probleme von der Lokomotive zur Bremse der Weltwirtschaft zu werden. Die japanischen Exporte in die Volksrepublik wuchsen um Juni nur noch um 4,8 Prozent, nachdem es im Mai noch 8,3 Prozent waren. Der US-Konzern Apple setzt im abgelaufenen Quartel 14 Prozent weniger in China um als ein Jahr zuvor.