WIRTSCHAFT
Chinas Unternehmen leiden unter einem schwachen Export
Baku, 1. August, AZERTAC
Chinas Unternehmen leiden unter einem schwachen Export - auch durch den Brexit. Nur die Inlandskonjunktur verspricht Hoffnung. Allerdings ist diese nur künstlich angeheizt.
Damit hatten Experten nicht gerechnet: Chinas Industrie hat im Juli überraschend einen Dämpfer erhalten. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen verzeichneten laut dem offiziellen Einkaufsmanagerindex schrumpfende Geschäfte. Er sank auf 49,9 Punkte und damit unter die Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Insbesondere das Auslandsgeschäft laufe schlecht, teilte das nationale Statistikbüro mit. Das Votum der Briten, die Europäische Union zu verlassen, belaste die Stimmung.
Die staatlichen Konjunkturprogramme sorgten zugleich für Hoffnung. Der private Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex stieg im Gegensatz zum staatlichen Index auf 50,6 Zähler nach 48,6 Punkten im Juni und signalisierte damit das erste Mal seit 17 Monaten Wachstum. Grund: Die Inlandsaufträge legten zu, die Produktion zog an. "Die chinesische Wirtschaft zeigt erste Anzeichen einer Stabilisierung", sagte Zhengsheng Zhong vom Analysehaus CEBM. Das habe mit der schrittweisen Einführung einer proaktiven Haushaltspolitik zu tun. "Aber der Druck auf das Wachstum bleibt, und die Unterstützung von Fiskal- und Geldpolitik ist weiterhin nötig."
Im zweiten Quartal hatte Chinas Wirtschaft schon Zeichen der Stabilisierung gezeigt, da das Wachstum mit 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat wie im ersten Quartal zugelegt hatte. Experten zweifeln jedoch an der Nachhaltigkeit des Wachstums, da es vor allem durch eine rapide Ausweitung von Krediten erreicht worden sei.
Sorge vor drückender Schuldenlast - Ökonomen fürchten, dass die steigende Schuldenlast der unproduktiven Staatsbetriebe den Geldinstituten langfristig ernsthafte Probleme bereiten könnte. Wegen der rasant steigenden Zahl fauler Kredite könnte dem Sektor eine schmerzhafte Entwicklung bevorstehen, die dazu führen werde, dass Peking einspringen und den Banken helfen müsse.
Nach Einschätzung von Analysten hat die Wirtschaft in China zwar Fuß gefasst, das Wachstum hängt aber vor allem von staatlichen Ausgaben und höheren Schulden ab. Viele Fachleute befürchten zudem eine Abkühlung im zweiten Halbjahr.
Die Regierung in Peking geht derzeit gegen Überkapazitäten vor, dadurch fallen zahlreiche Stellen weg. Vor allem in der Stahlindustrie dürften Arbeitsplätze gestrichen werden. Einer jüngst veröffentlichten Studie zufolge können mehr als die Hälfte der börsennotierten Stahlbetriebe als "Zombie-Firmen" eingestuft werden. Im vergangenen Jahr ist die chinesische Wirtschaft so langsam gewachsen wie seit 25 Jahren nicht mehr.