WELT
Doppel-Aufprall enthüllt Inneres des Urplaneten
Baku, den 14. Februar (AZERTAG). Astronomen haben zwei riesige Krater auf dem Asteroiden Vesta entdeckt. Jetzt zeigen Simulationen, wie die Kuhlen entstanden. Eine Doppel-Katastrophe erschütterte den Protoplaneten bis ins Mark - die Spuren erlauben Einblick ins Innere des Himmelskörpers. Die Oberfläche von Vesta zeugt von zwei verheerenden Einschlägen, die der Protoplanet erlebt hat. Ein Team um Martin Jutzi von der Universität Bern in der Schweiz hat diesen Doppelschlag nun am Computer simuliert - und kann damit die heutige Oberflächenform des Asteroiden erklären. Die Berechnungen erlauben auch einen Blick ins Innere des verhinderten Planeten, wie die Forscher im britischen Wissenschaftsblatt „Nature“ berichten.
Der 1807 entdeckte Asteroid Vesta ist mit einem Durchmesser von mehr als 500 Kilometern eines der größten Objekte im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Wie andere größere Himmelskörper in derselben Region unseres Sonnensystems hat Vesta es nicht geschafft, sich zu einem Planeten zu entwickeln. Astronomen meinen jedoch, dass der unregelmäßig geformte und stark zerklüftete Protoplanet einst vollständig geschmolzen war und beim Abkühlen eine differenzierte Schichtstruktur bildete, wie sie sich im Inneren vieler Planeten findet.
Die US-Raumsonde „Dawn“ hatte auf Vesta kürzlich ein zuvor unbekanntes riesiges Einschlagbecken entdeckt, das einen zweiten Krater überlappt. Die beiden Krater stammen von Kollisionen mit globalen Auswirkungen; beide Einschläge erschütterten Vesta bis ins Mark, wie das Team um Jutzi erläutert. Mit einer dreidimensionalen Computersimulation der beiden Einschläge können die Forscher die heutige Form von Vesta gut reproduzieren. So lassen sich auch die spiralförmigen Muster im jüngeren Einschlagbecken namens Rheasilvia gut durch die Eigendrehung des Asteroiden erklären.
Wo ist das Olivin? - Die Modellrechnung sagt allerdings eine andere Zusammensetzung des Oberflächengesteins voraus als von „Dawn“ beobachtet. Die tiefen Einschläge sollten bei einem differenzierten Protoplaneten etwa Gestein mit einem hohen Anteil des Minerals Olivin im großen Maßstab über die Oberfläche verteilt haben - das wurde jedoch bislang nicht gefunden.
Möglicherweise seien olivinreiche Gesteine mit heutigen Techniken schwer zu entdecken, schreiben die Forscher. Oder Vesta habe eine deutlich massivere Kruste, die möglicherweise mehr als hundert Kilometer dick sei.
Je nach angenommener innerer Zusammensetzung lieferten die Computersimulationen der Einschläge mineralogische Karten der Vesta-Oberfläche, die sich direkt mit Beobachtungen vergleichen ließen, erläutern die Forscher. Auf diese Weise ermöglichten sie einen indirekten Blick ins Innere des Asteroiden.
Die Raumsonde „Dawn“ die neue Erkenntnisse über Vesta lieferte, hat die Umlaufbahn um den Protoplaneten inzwischen verlassen - und ist auf dem Weg zum Zwergplaneten Ceres.