Jupiter - bestialisch stinkt nach verfaulten Eiern

Baku, 10. Juli, AZERTAC
Der nur 64 Lichtjahre entfernte Exoplanet HD 189733b ist ein unwirtlicher Ort. Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, dass es dort bestialisch nach verfaulten Eiern stinkt: Beobachtungen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop zeigen, dass die Atmosphäre einen hohen Anteil an Schwefelwasserstoff hat. Astronomen hatten seit Langem vermutet, dass die Atmosphäre von HD 189733b diesen auch von Stinkbomben bekannten Stoff enthält. Der nun gelungene Nachweis könne dabei helfen, die Entstehung von „heißen Jupitern“ bei anderen Sternen zu erklären, frohlocken die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.
HD 189733b ist ein Höllenplanet: Er umrundet seinen Zentralstern alle 2,2 Tage auf einer extrem engen Umlaufbahn – 13-mal näher als der Planet Merkur unserer Sonne.
Dadurch herrschen in seiner Atmosphäre Temperaturen von über 900 Grad Celsius.
Winzige Glaspartikel, von starken Winden mit bis zu 8000 Kilometern pro Stunde um den Planeten gejagt, färben die Atmosphäre tiefblau, wie Beobachtungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop 2013 zeigten.
„Wir suchen deshalb dort nicht nach Leben“, erläutert Guangwei Fu von der Johns Hopkins University in Baltimore. „Dafür ist der Planet zu heiß.“ Aber mit seiner – astronomisch gesehen – geringen Entfernung ist HD 189733b der am nächsten an der Erde gelegene „heiße Jupiter“. „Deshalb können wir aus der Untersuchung seiner Atmosphäre etwas über diese Klasse von Planeten lernen – und darüber, wie ›heiße Jupiter‹ entstehen.“
Nach früheren Beobachtungen von Wasserdampf und Kohlenmonoxid in der Atmosphäre hatten Modelle bereits die Existenz von Schwefelwasserstoff vermuten lassen. Fu und seinen Kollegen gelang es nun, mit dem Weltraumteleskop „James Webb“ eindeutig Schwefelwasserstoff nachzuweisen.
Auf der Suche nach weiteren Stinkplaneten - Der Exoplanet zieht von der Erde aus gesehen alle zwei Tage vor seinem Zentralstern vorüber und schwächt dadurch dessen Licht geringfügig ab. So wurde HD 189733b im Jahr 2005 auch entdeckt. Ein Teil des Sternenlichts durchquert dabei auch die Atmosphäre des Planeten, was Spuren im Licht hinterlässt. Über Abschwächungen bei charakteristischen Wellenlängen lässt sich die Zusammensetzung der Atmosphäre errechnen.
Neben Schwefelwasserstoff haben Fu und seine Kollegen auch solche Spektrallinien der bereits bekannten Stoffe Wasserdampf und Kohlenmonoxid gefunden, aber auch von Kohlendioxid. Die Forscher schließen aus ihren Daten, dass HD 189733b durch die Verschmelzung vieler kleinerer, wasserreicher Planetenbausteine entstanden sein müsste. Nun wollen Fu und seine Kollegen überprüfen, ob alle derartigen Planeten auf die gleiche Art entstanden sind. Sie suchen jetzt mit dem „James Webb“-Teleskop bei weiter entfernten „heißen Jupitern“ ebenfalls nach Schwefelwasserstoff – demnächst könnten also weitere Stinkbombenplaneten verkündet werden.