WIRTSCHAFT
Konzernchef schwört Sony auf harte Zeiten ein
Baku, den 12. April (AZERTAG). Er steht vor einer Herkulesaufgabe. Kazuo Hirai will Sony aus der Krise befreien - und greift hart durch. 10.000 Stellen fallen weg. Gleichzeitig plant er große Investitionen in neue Geschäftsfelder.
„Sony war immer eine Firma mit Unternehmergeist, daran wird sich nichts ändern“, mit diesen Worten schwört der neue Konzernchef Kazuo Hirai Sony auf das kommende Geschäftsjahr ein. Mit einem strikten Sparkurs will Hirai das defizitäre Unternehmen sanieren: 10.000 Stellen fallen weg, das seit langem katastrophal laufende TV-Geschäft wird eingedampft, in der Chemie- und LCD-Branche wird abgebaut. Die Sanierung werde im laufenden Geschäftsjahr gut 700 Millionen Euro kosten.
Die rabiaten Maßnahmen, bei denen sechs Prozent der Angestellten weltweit ihre Jobs verlieren werden, sollen die Trendwende für Sony schaffen und das Unternehmen endlich wieder profitabel machen. Seit vier Jahren schreibt Sony Verluste, allein im abgelaufenen Geschäftsjahr erreichte der Fehlbetrag fast fünf Milliarden Euro.
Sony war lange Trendsetter im Elektronikmarkt. In den Achtzigern erfanden sie den Walkman, mit der Playstation beherrschten sie später den Konsolenmarkt. Doch inzwischen haben Konkurrenten wie Samsung oder Apple Sony abgehängt. Verstärkt wird die Krise durch den ungünstigen Wechselkurs des Yen, der Exporte verteuert. Zudem ist die Inlandsfrage extrem zurückgegangen. Sonys Probleme stehen symptomatisch für den Niedergang der Branche im ostasiatischen Raum. „Die japanische Unterhaltungselektronikindustrie steht vor einer Niederlage“, sagte Analyst Fujio Ando im Vorfeld. Sony, Sharp und Panasonic kommen zusammen auf einen Jahresverlust von gut 16 Milliarden Euro.
Geht es nach dem ehrgeizigen Hirai, soll zumindest Sony bald wieder an alte Erfolge anknüpfen: „Sony wird sich wandeln“, sagte er. Seine Sanierungspläne beinhalten nicht nur Stellenabbau und Verkleinerungen, er plant auch ambitionierte Investitionen. Hirai will Sony verstärkt auf Geschäftsfelder abseits der klassischen Unterhaltungselektronik ausrichten.
Zum einen soll Sony Weltmarktführer bei Mobiltelefonen werden. Bislang spielen die Japaner in diesem Segment praktisch keine Rolle mehr. Selbst der heimische Konkurrent Sharp, der seinerseits mit Verlusten kämpft, schneidet auf dem Heimatmarkt für Mobiltelefone besser ab als der einstige Unterhaltungselektronik-Pionier. Zum zweiten will Hirai die Medizintechnik in den unternehmerischen Fokus stellen. Knapp eine halbe Milliarde Euro wollen die Japaner bis 2014/15 einnehmen. Dafür wollen sie auch auf Einkaufstour gehen. Sony suche nach Übernahmemöglichkeiten auf dem Gebiet. Der renditeträchtige Markt mit Klinik- und Praxisausrüstung ist allerdings von mächtigen Konkurrenten beherrscht. Siemens , General Electric , Philips und Toshiba dominieren das Geschäft.